Ein komisches Gefühl

Gestern war ich beruflich in Stuttgart, in der Nähe meiner alten Arbeitsstätte an der Universität Stuttgart. Da ich zuvor im Büro in Bruchsal vorbeimusste, fuhr ich nicht die ganze Strecke der A8, die ich sonst vom Karlsruher Dreieck aus gefahren wäre, denn wegen der Baustelle am Beginn des Abschnitts Karlsruhe nach Karlsbad war dort ein wenig Stau – und dazu noch ein wenig mehr zwischen Pforzheim West und Pforzheim Ost.

Also zuckelte ich zwischen LKW von Bruchsal hoch ins Kraichgau auf der B35 und dann von Bretten über die B294 nach Pforzheim. Oh, ein Spaß war das nicht! Wenn es beständig leicht aufwärts geht, bemerkt man, warum LKW so starke Motoren brauchen – und es bei voller Beladung dennoch nicht reicht. Insbesondere auf der Strecke von Bruchsal hoch ins Kraichgau und von Bretten auf die Nordschwarzwald-Ausläufer bei Pforzheim schlichen die LKW und Überholen war dennoch schwierig – unübersichtliche Streckenverläufe und überaus nachvollziehbare Überholverbote schränkten die Möglichkeiten stark ein. Und in Bretten selbst erst! Bis die voll beladenen LKW nach den Kreiseln auf der B294 wieder auf Touren kamen, war für die Fahrer und alle nachfolgenden Wagen eine Qual.

Dann fuhr ich auf die Autobahn und wunderte mich. „Huch, hier sollte es doch aufwärts gehen, tut es aber nicht?“, war der erste Gedanke. Dann dachte ich: „Eigentlich sollte der Stau doch hier enden?“, gefolgt von: „Hmm … seit wann wird es NACH Pforzheim Ost denn wieder zweistreifig und wieso zum Henker gibt es eine Einfädelspur, die nicht zu rechten Fahrstreifen wird?“

Dann die Erkenntnis. B294! Nicht B10! Ich war in Pforzheim NORD aufgefahren und hatte die ganze Zeit gedacht, ich sei in Pforzheim Ost auf die A8 gekommen. Für einen kurzen Moment hatte ich mich schon gefragt, ob ich in die falsche Richtung aufgefahren sei, bis mir der Gedanke kam, dass ich genau richtig, aber an einer anderen Anschlussstelle auf meine alte Bekannte, die A8 gekommen war. Dann kam die inzwischen teils abgebrochene Brücke bei Pforzheim Ost, kurz vorher wurde aus der Stockung an der Verengung von drei auf zwei Fahrstreifen die Autobahn kurz frei, bevor es völlig unmotiviert wieder eine Senkenstockung um Pforzheim Ost gab. Ein Gefühl wie heimkommen, in das vermodert-verwesende Haus, von dem man trotz alle Verklärung ganz genau weiß, warum man ausgezogen ist.

Stau … aber wieso eigentlich?

Heute morgen war es so weit: der erste Stau auf der neuen Fahrt zur Arbeit. Ich fuhr ganz arglos auf der B3 durch Neumalsch und dachte mir nichts Böses, als plötzlich der LKW vor mir bremste. Ich dachte mir, vielleicht sei jemand auf einen der Feldwege gefahren und habe dafür gebremst. Aber dafür hielt es zu lange. Also machte ich im Stehen – mein Auto machte mittels Start-Stop-Funktion den Motor aus – eine kurze Recherche mit Google Maps. Ergebnis: Stau auf der B3, in beiden Richtungen, jeweils vor dem Waldrand. Von Norden staute es sich im Wald von Bruchhausen her, von Süden auf dem Feld. Ich dachte mir also, sie hätten die Bauampel an der Einfahrt zur Kiesgrube mal wieder an, dafür sprach auch das phasenweise Ablaufen des Staus. Doch als ich ankam an der Stelle, war weit und breit keine Ampel mehr zu sehen, auch keine Unfallreste.

Der Stau auf der B35 von der Anschlussstelle Bruchsal bis zum Abzweig nach Bruchsal rein war dann klar wegen eines Unfalls. Alles in allem habe ich in beiden Stauungen 15 Minuten verloren. Wenn ich mir überlege, dass nur 15 Minuten Zeitverlust allein vor Pforzheim Ost noch vor vier Wochen Jubel bei mir verursacht hätten, muss ich angesichts der 48 statt 32 Minuten Arbeitsfahrt aber lachen.

Pause

Der Rasthof Pforzheim, direkt neben der Anschlussstelle Pforzheim Ost, ist der einzige Rasthof auf meiner Strecke. Nun ja, der einzige, der sich auch wirklich lohnt – denn der Sindelfinger Wald liegt ja nur etwa anderthalb Kilometer vor dem Stuttgarter Kreuz, da fahre ich dann ja schon runter, noch ein paar hundert Meter A831 und bin an der Uni. Der einzig im Rahmen meiner Pendelstrecke sinnvoll nutzbare Rasthof ist also wie gesagt der bei Pforzheim – der dann auch noch eine gemeinsame Raststätte für beide Richtungen hat.

Wenn bei Pforzheim, also zwischen Pforzheim West und Pforzheim Ost morgens Stau ist…

Okay. Das war falsch formuliert. Dort ist immer Stau. Sogar am verkehrsruhigen Freitagmorgen. Also: Wenn dort mehr Stau ist als üblich und zudem schon vorher bei Karlsruhe irgendwas war, dann erreiche ich den Rasthof ziemlich genau dann, wenn ich normal auf der Arbeit wäre – oder sogar später. Das bedeutet, dass ich über 20 Minuten auf eine freie oder auch nur normal verstaute Autobahn verloren habe. Das war in letzter Zeit fast schon der neue Normalzustand. Jedenfalls ist meine Blase daran gewöhnt, wie ich eben „früher“, bevor Pforzheim Ost noch mehr zum Verkehrsbrennpunkt wurde, bei der Arbeit ankam. Sprich: In oben genannter Situation muss ich in Höhe des Rasthofs auf Toilette, also fahre ich dort raus. Der Toilettenvoucher will dann auch ausgegeben werden, also gibt es einen Espresso, der dann als Pausen-Genuss wirklich gut tut, bevor ich zum letzten Stück Autobahn ansetze.

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Allerdings ist der Rasthof schön, gemütlich und voller Verlockungen, denen ich in der Regel gut widerstehen kann – außer halt dem Espresso und der Toilette, die weniger eine Verlockung als vielmehr eine Notwendigkeit ist. Seit Monaten streune ich an den dortigen kleinen Lego-Sachen vorbei, die mich auf der Basis „Lego“ und auf der Basis „Nerd“ ansprechen.

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Eine gute Freundin fragte mich nun neulich, als ich meinte: „Ich hätte fast diese Lego-Microfighters gekauft!“, eine sehr gute Frage: „Warum nicht?“ Ich konnte nur antworten: „Vernunft? Erwachsenen-Gründe?“ Mir antwortete ein beredtes Schweigen. Tja, was ich aus diesem beredten Schweigen gemacht habe, seht Ihr im Bild. Und ich bin glücklich wie in einem Traum, fühle mich ein bisschen, als hätte ich etwas Verbotenes, Albernes getan – nicht, dass das ein schlechtes Gefühl wäre, es ist nur eines, das ein wohliges Zittern auslöst, als würde man dabei erwischt werden können. Das innere Kind grinst dem inneren Babysitter ins Gesicht, der innere Babysitter fragt sich, ob sie die Rute androhen, milde den Kopf schütteln oder die Augen verdrehen soll.

Am Ende spielen die beiden einträchtig gemeinsam Lego.

Broad Peak

Der Falchan Kangri oder auch Broad Peak ist mit 8051 Metern Höhe der zwölfthöchste Berg der Welt. Er bildet mit zwei anderen Achttausendern (Hidden Peak und Gasherbrum II) die Gasherbrum-Gruppe im Karakorum, an der Grenze zwischen Pakistan und China. Größer eingeordnet ist er Teil des Gebirgszuges Baltoro Muztagh, zu dem auch der nördlich vom Broad Peak gelegene K2 gehört.

Mir dient er aber gerade als Illustration für eine Eigenschaft des Straßenverkehrs. Die Fahrzeit von meinem Zuhause zu meiner Arbeit am Morgen hat nämlich auch einen ziemlich breiten Gipfel, der mit der vom „Peak“ suggerierten „Spitze“ nichts mehr zu tun hat. Ich möchte das wie untenstehend gezeigt illustrieren:

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Bildoriginal von Svy123 (Own work) (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0), via Wikimedia Commons. Achsen, Achsenbeschriftung und rote Linie von The Highway Tales.

Ohne Verkehr dauert die Fahrt etwa 55 Minuten – mit dem derzeitigen Umweg durch Baustellen vielleicht eine Stunde. Die rote Linie, welche die Konturen des Fotos vom Broad Peak nachzeichnet, ist natürlich keine akkurate Messung, die aus Fahrzeiten und mit statistischen Methoden abgeleitet wurde, sondern eine gefühlte Linie, deren Ähnlichkeit mit der Silhouette des Falchan Kangri natürlich rein zufällig ist.

Vielleicht, wenn ich um halb fünf aufstehen und um sechs losfahren würde, könnte ich vor dem breiten Gipfel der Fahrzeit zur Arbeit kommen. Da mein Biorhythmus aber eher zum Aufstehen gegen sieben oder acht tendiert und schon um sechs aufstehen ziemlich anstrengend für mich ist, kommt das nicht in Frage. Auf dem Abstieg auf der späten Seite ist es aber definitiv zu spät für die Arbeit. Mir bleibt also kaum eine andere Wahl als jeden Tag über den Gipfelgrat des „Broad Peak“ zu steigen; mit fiesen Anstiegen der Reisezeit in den Baustellen bei Rastatt und Stuttgart, vor allem aber einem recht giftigen Steilhang der Fahrtdauer vor Pforzheim Ost.

Bundes-Auto-Platz

Wir kennen alle das Kürzel BAB für „Bundesautobahn“. Leider entspricht das derzeit auf der A8 … der BAB 8 und auch der BAB 5 nicht unbedingt immer den Tatsachen. Denn eine Bahn impliziert, dass sich dort was bewegt. Das ist zur Zeit erschreckend häufig nicht der Fall. Die Baustelle zwischen Rastatt und Karlsruhe auf der A5 erzeugt sehr häufig Stau, den ich inzwischen stets durch den Umweg B36, L566 und dann Ortsdurchfahrt Ettlingen umgehe. Dazu kommt die Engstelle bei Pforzheim Ost, an der häufig neben der ohnehin vorhandenen Engstelle mit Senke noch Unfälle passieren – und schließlich ist da noch die Baustelle zwischen Leonberg und dem Stuttgarter Kreuz.

So auch heute Morgen: Ich umfuhr den Stau auf der A5 und der B3 als primäre Ausweichstrecke über B36, L566 und Ettlingen, dann jedoch gab’s wenige Möglichkeiten: Neben dem ohnehin jeden Morgen auftretenden 10-Minuten-Stau vor Pforzheim Ost war noch ein Unfall in Fahrtrichtung Karlsruhe passiert, direkt in der Senke an der Ausfahrt Pforzheim Ost. So ein Unfall auf der Gegenfahrbahn bringt selbst ohne ausgemachte Gaffer Unruhe in den Verkehr hinein – somit stand ich mehr als 20 Minuten vor Pforzheim Ost. Dann drückte der Frühstückstee schon so stark, dass ich um eine Pause nicht umhinkam – erst recht, weil Google Maps in Navi-Funktion noch mehr als eine Stunde für die verbleibenden 35 Kilometer bis zur Arbeit prognostizierte. Also fuhr ich in Pforzheim auf die Raststätte, löste mir meinen Sanifair-Voucher und stellte anschließend fest, dass ich fünf von den Dingern im Geldbeutel hatte – da der Stau langsam weniger wurde, und ich lieber frei durchkommen wollte, habe ich dann noch ein paar Cent auf die fünf Voucher draufgelegt und mir einen Espresso gegönnt. Danach waren’s nur noch fünf Minuten Stau bis Leonberg West und den Rest konnte ich über die B295 und die L1187 sowie ab Schattenring die B14 umgehen. Dennoch …

Heute waren A8 und A5 durch all die Unfälle und Störungen eher „Bundes-Auto-Plätze“ (BAP) mit viel Stillstand als Bundesautobahnen mit fließendem Verkehr.

Der „Left-Lane-Lurker“

Am heutigen Morgen hatte ich eine Staubegegnung, wie sie viele hassen. Sehr viele Menschen stöhnen über die Menschen, für die das Rechtsfahrgebot in der Straßenverkehrsordnung nicht einmal als Vorschlag daherkommt. Ich selbst sehe das eher gelassen. Mir ist sehr bewusst, dass häufige Spurwechsel für den Verkehrsfluss oft schädlicher sind als einfach mal ein bisschen länger auch eine linksgelegene Spur zu halten. Natürlich sind 300 bis 400 Meter zwischen zwei LKWs auf jeden Fall eine Lücke, die man gerne auch zwischen den LKWs auf der rechten Spur zurücklegen kann – aber bei 50-100 Metern hängt’s schon wieder vom Verkehrsfluss ab: Es kann mehr stören, dass man beim LKW abbremsen und Lücke suchen muss, dabei den Verkehr auf der Spur eins weiter links aus dem Takt bringt.

Der Fall heute Morgen auf der A8 war allerdings absolut glasklar. Das Ganze spielte sich am Ende des durchaus bedrückend-beeindruckenden Staus vor Pforzheim Ost ab. Ab Pforzheim West ging fast gar nichts mehr, über 20 Minuten Verzögerung erzeugte das heute früh. Wieder einmal lief es nicht nach der Verengung von drei auf zwei Fahrstreifen wieder, sondern staute sich noch bis ins Tal. Über die Gründe hierfür habe ich sicher schonmal geschrieben.

Als ich nun durch die Senke mit der auf 80km/h begrenzten Enz-Brücke hindurch war, die Autobahn wieder dreistreifig in meine Richtung wurde und das Geschwindigkeitslimit wieder 120km/h betrug, es aber steil bergauf ging, blieb da ein Lieferwagen auf der linken Spur. Aufder mittleren Spur war’s völlig frei, auf der rechten fuhren die LKWs mit etwa 70km/h den Berg hoch. Der Lieferwagen vor mit blieb links, fuhr kaum 60km/h und wurde sogar langsamer! Ich wollte ihn nicht rechts überholen, also blieb ich halbwegs auf Abstand, signalisierte ihm aber, dass er vielleicht nicht das Richtige tat – mittels Lichthupe. Er brauchte fast den halben Hang, um zu realisieren, was ich eigentlich gemeint hatte – bis dahin war es einem LKW hinter mir zu dumm geworden, zumal das Tempo auf 55km/h abgesunken war … mit geschätzten 80km/h zog der LKW rechts vorbei, als mein Vordermann gerade am Blinken war.

Der Lieferwagen fuhr dann – wohl auch erschrocken von dem rasch von hinten kommenden LKW, wegen dem er sein Einscheren rechtzeitig abgebrochen hatte – bis hinter Pforzheim Süd auf einer freien linken Spur neben einer freien mittleren Spur her … und brauchte bis halb nach Heimsheim, um schlussendlich zwei LKW zu überholen und am Ende dann doch noch einzuscheren. Himmel, an der Stelle muss ich dann doch mal sagen: Das nervt!

So ein notorischer „Triple-L“ oder auch Left-Lane-Lurker sollte vielleicht doch mal über das Rechtsfahrgebot gegriffen werden.

Gedränge und krampfhaftes Weggucken

Am Montagabend auf der Heimfahrt schien alles gut zu laufen, es war kein Stau angesagt und ich fand das schon etwas erstaunlich – nun ja, ich habe es wohl herausgefordert.

Jedenfalls begann dann kurz vor Pforzheim Ost die angezeigte Restzeit meiner Fahrt in Google Maps deutlich anzusteigen, dann zogen hinter mir plötzlich alle hektisch eine Rettungsgasse auf. Ich war bereits auf der mittleren Spur recht weit rechts positioniert, machte dann aber doch noch etwas mehr Platz: Zwei Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge und ein Krankenwagen fuhren durch die Gasse. Dennoch lief es ganz gut weiter, es war schon absehbar, dass nur einer der zwei Fahrstreifen am Rasthof Pforzheim vorbei blockiert war.

Kurz vor dieser Stelle realisierte ich dann, dass es doch ein bisschen anders war: Zwei Spuren waren blockiert, aber noch in jenem Bereich, in dem der Verkehr auf drei Fahrstreifen Richtung Karlsruhe strömen soll und meistens eher tröpfelt. Allerdings begann dann das Gedränge, ein ziemliches Durcheinander. Alle waren schon langsam, so dass nichts passierte – aber das Chaos war schon recht groß: Ein Anteil von ungefähr zwei Drittel der LKW und einem Drittel der PKW im Stau hatte sichtlich beschlossen, eventuell auf Hinweise eines nun nicht mehr absichernden Polizisten, den rechten Fahrstreifen UND den Standstreifen zum Passieren des Unfalls auf der linken und mittleren Spur zu benutzen. Der Rest der Fahrer – die meisten PKW, ein Teil der LKW – strebte nach den normalen Regeln der Unfallstelle und damit verbundenen Verengung von drei auf einen Fahrstreifen zu. Es war wirklich schwer zu beurteilen, was man nun tun sollte – ich befand mich wegen meiner recht weit nach rechts verschobenen Position bezüglich der Rettungsgasse ohnehin schon zwischen den beiden Versionen, da ich von der bisher benutzten mittleren Spur fast auf die rechte hinübergedrückt wurde. Die LKW strömten schon auf dem Standstreifen rechts vorbei … und für einen kurzen Moment hatte ich Übersicht über die Fahrzeuge vor mir, es war – faszinierend und beängstigend zugleich: Es war nicht zu erkennen, welches Fahrzeug auf welchem Fahr- oder Standstreifen war, denn kein Fahrzeug stand hinter dem anderen. Da alle halbwegs rücksichtsvoll mit dem Wiederherstellen der Ordnung umgingen, behob sich diese Situation recht schnell wieder, aber im ersten Moment war ich einfach nur restlos verwirrt.

Danach, beim Vorbeifahren an der Unfallstelle, hielt ich meinen Blick krampfhaft nach vorne. Ein Einsatzleitungswagen des roten Kreuzes, mehrere Polizeifahrzeuge, mindestens ein, eher zwei Krankenwagen und drei Feuerwehr-Fahrzeuge befanden sich auf dem linken Fahrstreifen, eine Beschädigung der Mittelleitplanke zu erkennen war nicht vermeidbar, denn ich kann nicht völlig weggucken oder die Augen zumachen, wenn ich weiter sicher am Verkehr teilnehmen will. Ich war sehr dankbar, dass im Vorbeifahren an der Unfallstelle langsam der Verkehr wieder etwas mehr floss und die Feuerwehr mit zwei größeren Einsatzfahrzeugen den Blick auf die Unfallstelle verstellt hatte. Ich wollte es nicht sehen. Die paar Trümmer, die auf dem mittleren Fahrstreifen zu sehen waren, reichten meiner Phantasie schon, um meinen Bauch sich vor Schrecken zusammenziehen zu lassen. Vermutlich, wenn man dort ist, helfen muss, etwas zu tun hat, kann man es ausblenden. Aber wenn man von einem Auto abgefallene Teile sieht, um die Anwesenheit von Feuerwehr und Ärzten weiß und somit nichts anderes zu tun hat als sicher und langsam daran vorbeizufahren, dann ist der Schrecken bei mir da. Ich will dann gar nicht hingucken. Und ich sah auch nicht mehr.

Dankenswerterweise fuhren danach alle halbwegs nett, es lief auch staufrei, bis auf einen Fahrer, der im weiteren Verlauf dann schon auf der Landstraße beim zweispurig rechts Abbiegen über die Spurbegrenzung driftete und mich zum Bremsen brachte.

Bin ich froh, dass aus dem Gewimmel von wild über die Spuren verteilten Staustehern nicht noch ein Unfall entstanden ist und dass ich nichts vom eigentlichen Unfall gesehen habe!

Öl ins Feuer

Ich habe mich neulich schon über den Verkehrs-Brennpunkt: Pforzheim Ost ausgelassen. An diesem Brennpunkt stockt’s im Moment weiterhin heftig, auch wenn ich das wegen der Baustellen am Stuttgarter Kreuz und im Bereich Rastatt/Ettlingen im Moment nicht so sehr wahrnehme – es geht manchmal im Rauschen unter.

Gestern allerdings nicht. Das lag aber nicht am Umfang des Staus, der war eher moderat. So gut durchgekommen sind allerdings nicht alle, ich war gestern auf der Heimfahrt spät dran und da hatten sich über 25 Minuten Verzögerung schon zu den üblichen rund 10 Minuten abgebaut. Warum also ging der Brennpunkt gestern nicht im durchaus erklecklichen Rauschen unter?

Ganz einfach: Am Montag brach sich der Verkehr nicht in erster Linie an der Verengung auf zwei Spuren vor der Raststätte Pforzheim, auch nicht am in der Senke gelegenen, sehr kurzen Beschleunigungsstreifen der Anschlussstelle Pforzheim Ost. Nein, der Verkehr brach sich an den Wiederauffahrern vom Rasthof Pforzheim. Warum das, fragen nun Kenner der Stelle. Der Beschleunigungsstreifen ist abschüssig, lang genug und der Verehr auf der rechten Spur ist auf 100km/h begrenzt. DAS sollte das geringste Problem sein. Tja, wenn es da nicht ein Problem gegeben hätte. Eine Panne, fragt Ihr? Ein Unfall?

Nein. Der Beschleunigungsstreifen war massiv verkürzt, da vier LKW – wohl, weil sie nach Stau Pause machen mussten – auf dem Beschleunigungsstreifen parkten. Es war den Einfädlern vom Rasthof völlig unmöglich, auch nur vage genug zu beschleunigen, um in den Verkehr einzufädeln, da mehr als die Hälfte des Streifens von LKW blockiert wurden. Diese LKW ersetzen einen Regelverstoß – nicht Pause machen – durch einen anderen: Auf dem Beschleunigungsstreifen parken. Ganz unabhängig von der zu geringen Verfügbarkeit von Ruheplätzen für den ausufernden Fernlast-Verkehr auf der Straße, den ich durchaus einsehe: Wie kann das sein? Wird dieses Verhalten toleriert? Oder wird es einfach nur nicht überprüft? Denn so gesehen legen die LKW, die auf dem Beschleunigungsstreifen parken, durch die resultierende Verkehrsbehinderung die Basis für ein weiteres Stauen, das wieder den Rastplatz überfüllt … und wieder LKW „zwingt“, illegal und ÜBERAUS stark verkehrsbehindernd auf den Zufahrten, Verzögerungs- und Beschleunigungsstreifen der Raststätten und Parkplätze zu halten und somit neue stauerzeugende Behinderungen zu bilden …

An dieser Stelle steigt mein Kopf leider noch nicht ganz aus. Offenbar wird die nach dem Vergehen durch den Fahrtenschreiber nachweisbar nicht gemachte Pause so viel effizienter geahndet als das durchaus recht stark geahndete Erzeugen von Behinderungen und Gefährdungen in der akuten Situation, dass das Verhalten der Brummis rational ist, um Strafen in einer nicht ohne Vergehen zu meisternden Situation zu minimieren. Jetzt kommt die Stelle, an der mein Kopf fragt: Wieso wird akute Verkehrsbehinderung und Gefährdung so wenig bemerkt?

Guckt der Staat weg, weil er seinen Ausbaustau kennt und dahingehend weiß, dass die Brummis keine andere Wahl haben? Wird dann abgewogen, dass man halt mit weniger Leuten und weniger Ärger die mangelnden Pausen nachweisen kann und sich nicht um zeitnahen Ausbau der Parkplätze kümmern muss? Wäre eine Erhöhung der LKW-Maut und daraus finanzierter Ausbau des Netzes auf den – dann durch finanziellen Eingriff reduzierten Bedarf – nicht sinnvoller und konsistenter mit den erklärten ökonomischen und ökologischen Zielen der Regierung? Am Ende noch kombiniert mit Alternativen, die entweder schneller und flexibler oder kostengünstiger sind – doppelten Anreiz verlange ich ja gar nicht …

Fragen über Fragen. Keine Antworten.

Aber vermutlich darf ich als Langstrecken-Auto-Pendlerin solche Fragen nicht stellen, da ich zu den „Bösen“ gehöre, die den Bedarf hochschrauben.

Das Ausfließen

Vorkommen: An Steigungen auf mehrspurigen Autobahnen. Auch ohne Verengung auf weniger Fahrstreifen. Selbst bei Erweiterung auf mehrere Fahrstreifen. Oder auch: An Steigungen auf Autobahnen … ARGH!

Symptome: Sobald die Geschwindigkeit aufgrund der Steigung etwas zurückgeht, herrscht ein massiver Drang von mindesten 50% der Fahrzeuge auf einem Fahrstreifen nach links. Die sind aber nicht schneller als der Vordermann, sie denken nur, sie sind schneller. Prompt geht’s mit 60km/h den Berg hoch auf der rechten Spur, mit 62km/h auf der mittleren, mit 64km/h auf der linken.

Unterstellte Ursachen: Wenn der Berg anfängt, spürt das Fahrzeug vor einem eine stärkere Steigung als man selbst. Außerdem ist das Fahrzeug vor einem schon etwas länger in der Steigung, hat also – kein Schalten vorausgesetzt – schon etwas länger schleichend Geschwindigkeit verloren. Die Abstände sinken, man hält sich für schneller. Also will man überholen – ist aber selbst schon etwas ausgebremst. Außerdem verliert man ständig weiter Geschwindigkeit. So ganz nebenbei gilt für nahezu alle Fahrer, auch auf Deutschlands Autobahnen: Beim Spurwechsel werden sie in fast allen Fällen langsamer. Resultat sind Autos und LKW, die nicht schneller sind als der Verkehr vor ihnen, nur durch das schleichende langsamer Werden glauben, schneller zu sein, und nach links wechseln. Sie tragen damit die langsame Geschwindigkeit ihrer rechtsliegenden Fahrspur nach links – und bauen in aller Regel danach auch keine Geschwindigkeit wieder auf.

Nervfaktor: Hoch. Für den Ausscherenden ergibt sich minimaler Zeitgewinn, maximal ein, zwei Sekunden auf einen Kilometer, bei 2-5km/h Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem einfach rechts Bleiben. Für den auf der Spur weiter links Ausgebremsten und alle hinter ihm ergibt sich ein Geschwindigkeitsverlust von 20-30km/h und ein entsprechend höherer Zeitverlust. Und für ALLE ergibt sich das Runterbremsen von vorher mittels Verbrennen von Sprit aufgebauter Geschwindigkeit, nur um mit Energieaufwand produzierte Bremsbeläge abzuschaben und diese Geschwindigkeit im Anstieg wieder unter Verbrennen von mehr Sprit neu aufzubauen. Das ist nicht ökonomisch, für keinen davon. Ökologisch auch nicht. Aber es ist ständig der Fall, in letzter Zeit wieder immer häufiger. Ich bemerke und hasse es vor allem auf folgenden Teilstücken:

  • A8 Stuttgart-Karlsruhe, kurz nach Anschlusstelle Leonberg West
  • A8 Karlsruhe-Stuttgart, zwischen Autobahndreieck Karlsruhe und Anschlussstelle Karlsbad
  • A8 Karlsruhe Stuttgart, zwischen der Pfinztalbrücke bei Nöttingen und Anschlussstelle Pforzheim West
  • A8 Karlsruhe Stuttgart, zwischen Anschlussstelle Pforzheim Ost und Rasthof Pforzheim

… und jedes Mal entsteht hinter dieser Idiotie ein Rückstau!

Standstreifen …

Ich habe das zwar schon auf Facebook geschrieben, aber ich muss es nun nochmal tun:

Heute, nachdem auf der A8 zwischen Rasthof Pforzheim und Pforzheim Ost ein Unfall passiert war, wollte ich selbigen Stau ab Pforzheim Süd umgehen. Ich fuhr also an die Anschlussstelle heran, aber bei ca. drei Kilometer Abstand zur Ausfahrt war Schluss – der Stau begann, das freie Fahren endete. Nun ordnete ich mich schön brav auf der rechten Spur hinter die LKW, um dann rauszufahren. So weit, so gut. Natürlich ging es eher langsam – und immer wieder scherte jemand rechts auf den Standstreifen aus, fuhr am ganzen Stau vorbei und nahm dann wohl dieselbe Ausfahrt, die ich anvisiert hatte. Ich wusste im Grunde, dass das falsch ist – dass das REGELWIDRIG ist.

Als ich unter der 1000m-Markierung vor der Ausfahrt stand, fuhren einmal gleich zwanzig Fahrzeuge auf einmal rechts an mir vorbei, umgingen einen auf dem Standstreifen stehenden LKW und fuhren da dann weiter – Richtung Ausfahrt. Ich blieb auf dem rechten Fahrstreifen und kam mir zunehmend blöd vor. Allerdings habe ich die Regeln nicht gebrochen, ich fuhr erst auf den Ausfädelstreifen und rollte dann gemütlich die Ausfahrt hinunter.

Nun bekam ich von einem Bekannten einen Kommentar zu meinem Facebook-Post. Er habe gehört, man dürfe bis zur Ausfahrt den Standstreifen benutzen. Also war ich mir nicht sicher und guckte nach. Laut Straßenverkehrsordnung ist der Standstreifen nicht Bestandteil der Fahrbahn, man darf dort also nicht fahren. Auch nicht in Ausnahme-Situationen, es sei denn, der Standstreifen wurde durch die Polizei zur Befahrung freigegeben. Laut Bußgeld-Katalog kostet auf dem Standstreifen zu fahren (egal, ob eine Ausfahrt angesteuert wird oder nicht!) 75 Euro und einen Punkt in der Verkehrssünderkartei. Es ist sogar teurer und somit stärker geahndet, als ohne Not auf dem Standstreifen halten oder dort parken – gemäß aktuellem Bußgeldkatalog.

Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, ist zwar (leider) verschwindend gering, wie bei so ziemlich jedem Verstoß … aber … wenn es einen erwischt, ist es tatsächlich einen Punkt wert. Also: Tut das bitte nicht. Ich tu’s auch nicht.