Komplizierte Anschlussbauwerke

Als begeisterte Spielerin von Cities: Skylines und als eine Person, die für Phantasie-Welten auch Autobahnnetze mit Anschlussbauwerken und allem drum und dran entwirft, habe ich ein Faible für komplexe Auf- und Abfahrten. Der 450°-Turn, wenn man von Norden kommend auf der A81 in Ludwigsburg Nord abfahren und zu IKEA will, fasziniert mich ebenso wie die verschiedenen Formen von Autobahnkreuzen. Ob ein komplexes, ästhetisch schönes Bauwerk aber auch effizient ist, steht auf einem anderen Blatt. Oftmals ist es auch so, dass gewachsene Strukturen ohne massiven, langanhaltenden Eingriff in den Verkehr nicht geändert werden können, auch wenn sie weit vom Optimum entfernt sind – zum Beispiel am Dreieck Leonberg.

Durch die Baustelle auf der A5 zwischen Ettlingen und Rastatt Nord fallen mir die Anschlussbauwerke Dreieck Karlsruhe/AS Ettlingen und Karlsruhe Süd zur Zeit öfter ins Auge.

Karlsruher Dreieck/AS Ettlingen gehen ineinander über. Ich betrachte für den Moment nur den südlichen Abschnitt, da ich diesen recht intim kenne. Ich fahre seit sechs Jahren täglich hier entlang. Über eine Brücke „überspringt“ der südliche Arm der Richtungsfahrbahn der A8 Richtung Westen die A5, um dann mit der Richtungsfahrbahn der A5 nach Süden (Frankfurt-Basel) zusammengeführt zu werden. Drei Fahrstreifen aus Norden kommend vereinigen sich mit zwei Fahrstreifen, die von Osten her den Berg herunter gekommen sind. Bevor diese Aufgabe allerdings gelöst ist, steht die Anschlussstelle Ettlingen auf dem Plan. Diese verbindet die A5 mit der Verbindungsstraße zwischen Karlsruhe und Ettlingen (Herrenalber Straße auf Karlsruher Seite, Karlsruher Straße auf Ettlinger Seite) und bildet über ein kurzes Stück auch den Anschluss der A5 an die B3.

Im Bereich zwischen Dreieck und Anschlussstelle werden die zwei Fahrstreifen, auf denen man aus Richtung Stuttgart herangekommen ist, durch geordnetes Beenden des Rechten zusammengeführt. Die Wechsler von A8 auf A5 Richtung Süden können auf einer reichlichen fünfstreifigen Strecke (drei links, dann ein dicker unterbrochener Strich, zwei rechts) nach links wechseln – zunächst auf den linken Beschleunigungsstreifen, dann direkt auf die A5. Auf der Überleitung herrscht Tempolimit 100km/h, auf der A5 Tempo 120km/h, sollte also alles ganz gut gehen. Der linke der beiden aus der Überleitung kommenden Beschleunigungsstreifen wird allerdings später übergangslos zum Verzögerungsstreifen für die Anschlussstelle Ettlingen. So weit, so einfach. Dennoch scheint das Ganze nicht einfach zu befahren zu sein, denn Spurwechsel sind über Entscheidungsfindung und Ausführung komplex und anspruchsvoll – das kann ich sogar so akzeptieren, dass es so ist. Allerdings sind für die Entscheidungsfindung, wann ich auf welchen Fahrstreifen wechsle, verkehrsunabhängig ein paar Regeln hilfreich: Wenn ein Fahrstreifen endet, wechsle ich der Geschwindigkeit des laufenden Verkehrs angepasst nahe am Ende des Fahrstreifens auf einen der weiter verfügbaren. Ist ein Fahrstreifen Ein- und Ausfädelstreifen, kann ich ruhig so früh wie im Rahmen des Verkehrsaufkommens möglich auf den für meine Zielrichtung geeigneten Streifen wechseln. Das sind natürlich sehr unterschiedliche Anforderungen auf Fahrstreifen, die gleich aussehen. Und genau das macht die Kombination aus Autobahndreieck Karlsruhe und Anschlussstelle Ettlingen so kompliziert.

Dasselbe gilt übrigens für die beiden Fahrstreifen der A8, die Richtung Norden auf die A5 geführt werden – der linke davon wird zum Verzögerungsstreifen für die Anschlussstelle Karlsruhe Mitte, die auch wieder ein komplexes Bauwerk ist, nämlich ein teils als „Turbinenform“ ausgebautes Autobahnkreuz zwischen A5 und Karlsruher Südtangente.

Die Anschlussstelle Karlsruhe Süd ist aus zwei Gründen kompliziert: Dort wird der Verkehr der A5 mit der Bundesstraße 3 und dem Zubringer nach Karlsruhe, realisiert als L605, verbunden. Dazu werden noch die L566 und das Ettlinger Industriegebiet „Am Runden Plom“ angesteuert.

Von der A5 Richtung Süden gibt es nur eine Ausfahrrampe auf die B3 Richtung Süden und L605 Richtung Karlsruhe – der Beschleunigungsstreifen auf die L605 geht nahtlos in den Verzögerungsstreifen für die rechte Spur der B3 Richtung Süden über, die zweispurig von der L605 weg- und in einem 270°-Turn über sie hinweg geführt wird. Auf diesen zweistreifigen Strang stößt von rechts noch die Ausfahrt von der L605 auf die B3 Richtung Süden, dann gehen Stück für Stück die Zugänge zum Runden Plom und auf die L566 nach Westen und Osten ab. Allein das ist schon recht viel an Kreuzungen und Kurven auf recht wenig Strecke. So etwas ist kompliziert, da es viel Aufmerksamkeit und Entscheidungen erfordert, verschiedenartig geregelte Kreuzungen und Richtungswechsel in schneller Folge abzuarbeiten.

Kommt man von der B3 aus Süden und möchte auf die A5, so verzweigt sich die B3 in einen Strang auf die L605 Richtung Karlsruhe, die Überleitung führt dann ohne Spurwechsel auf die A5. Aber: Will man auf der B3 Richtung Norden bzw. Osten bleiben, muss man nach links wechseln. Der Verkehr aus Richtung Karlsruhe fährt an der Anschlussstelle typischerweise Richtung Süden auf die A5 und muss dafür den von der B3 auf die A5 führenden Fahrstreifen kreuzen. Auch das macht’s nicht einfach.

Allerdings ist das alles der Zustand, wenn nicht gebaut wird. 2017 kommen sogar Sperrungen auf dem Streckenabschnitt, eventuell sogar direkt eine Sperrung einiger Überleitungen im komplexen Bauwerk Karlsruhe Süd auf den Verkehr zu. Dass ich mich nicht darauf freue, ist eine Tatsache. Die Sanierung der A5 an dieser Stelle sehe ich allerdings ein: Es ist eine „Blow-Up“-anfällige, alte Betonpiste. Die muss saniert werden, keine Frage. Die längeren Heimfahrten wird mich dieses Wissen aber nur sehr bedingt entschädigen können.

… und eine neue Baustelle

Wie sicher schon oft geschrieben: Ich sehe die Notwendigkeiten von Fahrbahnerneuerung, Ausbau und Wartung von Autobahnen voll ein. Dennoch nerven mich die entstehenden Engstellen und das nicht zu knapp. Nicht, dass ich den Arbeitern oder Straßenwachten einen Vorwurf machen würde – das mache ich nur, wenn eine Baustelle so richtig gar nicht vorangeht, aber massive Probleme verursacht.

Nun – wo ist denn die neue Baustelle, wegen der ich das schreibe? Ganz einfach: Sie ist nicht einmal auf meiner Strecke. Allerdings befindet sie sich unmittelbar nach meiner üblichen Ausfahrt auf dem Heimweg – also zwischen Karlsruhe Süd und Rastatt Nord. Es kann gut sein, dass sie danach noch weitergeht, aber das spielt für mich ehrlich gesagt keine Rolle. Na ja, streng genommen beginnt die Baustelle schon zwischen Anschlussstelle Ettlingen und Anschlussstelle Karlsruhe Süd, aber für den Stau macht’s keinen Unterschied, ob sie gerade noch so auf meiner Heimfahrt oder kurz dahinter anfängt. Tatsache ist, dass die Fahrbahnerneuerung auf der A5 Karlsruhe Richtung Basel eine Verengung von drei auf zwei Fahrstreifen bedingt. Dort ist es eben, die Strecke ist übersichtlich, das Verkehrsaufkommen ist groß, aber nicht so groß wie bei Stuttgart. Allerdings ist noch Unruhe im Verkehr, weil stark frequentierte Anschlussstellen (Karlsruhe Mitte als Standardweg aus der Pfalz Richtung A5 und A8), ein stark frequentiertes Autobahndreieck (Dreieck Karlsruhe) und eine komplex mit dem Dreieck verwobene Anschlussstelle (Ettlingen) unmittelbar vor der Baustelle liegen. Die Konsequenz: Stau auf meiner Heimfahrt. Jeden Tag, ab dem Moment, da ich auf die A5 auffahre. Leider – nun ja, eigentlich zum Glück – verläuft zwischen Ettlingen und Rastatt die B3 in unmittelbarer Nähe parallel zur A5. Für mich ist das derzeit lästig, weil es allzu leicht ist, von der A5 runter auf die B3 zu fahren und diese zu verstopfen.

Lustigerweise gibt es genau im Bereich A5/B3 zwischen Karlsruher Dreieck und Karlsruhe Süd ein paar Anschlussbauwerke, die interessant und in gewissem Umfang komplex sind – aber gut geeignet für das Bewältigen des normalen Verkehrsaufkommens dort. Mit dem starken Abzweigstrom wegen der Verengung der A5 auf zwei Spuren werden die Anschlussstellen (Ettlingen und Karlsruhe Süd) aber leider nicht fertig, von der bösen Ampel in Neumalsch, auf der B3 zwischen Ettlingen und Rastatt ganz zu schweigen.

Für mich ist die Konsequenz, eine etwas komplexere Umgehung zu wählen, die möglichst wenig mit dem A5/B3-Strang nach Süden in Berührung kommt: Ich fahre derzeit in Karlsbad ab, durchquere sicher nicht zur Freude der Anwohner Busenbach, um ins Albtal zu kommen, rolle dort die L562 runter und durch den Wattkopftunnel, dann geht’s über die B3 bis zur Anschlussstelle Karlsruhe Süd und am Runden Plom in Ettlingen auf die L566 zur B36. Das funktioniert weit besser, aber ich bin wohl nicht die Einzige, die das gemerkt hat, denn an den Ampeln auf der „neuen“ B36, die Durmersheim, Bietigheim und Ötigheim umgeht, staut sich’s zur Zeit auch überdurchschnittlich viel – aber kein Vergleich zur B3 mit der Ampel in Neumalsch, die einen Rückstau bis fast nach Bruchhausen bedingt.

… und das soll noch den ganzen Sommer durch gehen!

Auswirkungen

Heute morgen war mal wieder ein reichlich spezieller Tag auf meiner Pendelstrecke. Sicher, ich bekomme immer wieder zu hören: „Da wird doch immer und überall gebaut.“

Das mag richtig sein, aber es gibt deutliche Abstufungen. Heute Morgen waren es auch nicht die Fahrbahnerneuerungen zwischen Heimsheim und Leonberg West sowie im Leonberger Dreieck, auch nicht der Brückenneubau zwischen Leonberg Ost und dem Stuttgarter Kreuz. Nein, heute früh ging es schon viel früher los.

Seit einiger Zeit lasse ich mich ja von Google Maps lotsen, da die Abschätzungen der Verzögerungen durch Staus ziemlich gut sind, zumindest bei meinem Fahrstil. In aller Regel sind die Abweichungen von der Prognose unter 10%, was bei einem so variablen System wie dem Straßenverkehr zur Stoßzeit schon ziemlich gut ist. Nur hat Google Maps ein Defizit, das mir schon mehrfach aufgefallen ist – und heute morgen stieß mir das mal wieder besonders sauer auf.

Aber von vorn. Klein-Tally aka Miss Highway Tales startete also ihren netten kleinen Aygo, drehte den noch nach Westen schauenden Bug in Richtung Osten und wartete, was Google Maps zur Strecke sagen würde. 1:12 für 86km zur Stoßzeit klangen nun schon recht hoffnungsvoll, also verließ ich mein malerisches Heimatdorf Bietigheim und steuerte über die obere Hardt Richtung B3. Als ich durch den Kreisel am Industriegebiet durch war, entlockte mir mein navigierendes Telefon ein Stirnrunzeln: wie bitte? Ich sollte Richtung Süden fahren, um in Rastatt Nord auf die Autobahn zu fahren? An der Ampel guckte ich also mal kurz, wie es auf der B3 Richtung Norden aussah – denn eigentlich fahre ich ja immer in Karlsruhe Süd auf die A5. Die B3 war zwischen meinem Standort und Neumalsch, danach nochmal zwischen Bruchhausen und Ettlingen ein einziger roter Strich. Stau auf der Bundesstraße, Verzögerungsprognose im Bereich einer Stunde! Also beschloss ich, auf Frau Google zu hören und bog tatsächlich Richtung Süden ab, freute mich auf die hübsche Umfahrung der komplexen Kreuzung von B3, B36 und B462 nördlich von Rastatt, um dann zu schauen wie mein Auto, nur erheblich langsamer.

Was Google mir nämlich nicht gesagt hatte, war die Tatsache, dass die Auffahrt Rastatt Nord Richtung Karlsruhe gesperrt war und vermutlich noch eine Weile ist. Fahrbahnerneuerung! Dieses Mal war es wenigstens so, dass die Sperrung noch nicht eingetragen war. Google Maps hatte mich in der Vergangenheit schon ein paar Mal knallhart in Sperrungen hineingeleitet, die sogar schon auf der Karte von Google Maps verzeichnet waren.

Also fuhr ich nett über die vermeintlich vermiedene komplexe Kreuzung und hoffte, der Stau auf der B3 möge nicht so schlimm sein. Doch es war eben doch so schlimm. Das hat mehrere Gründe: die B3 führt hier über eine recht lange Strecke zwischen Industriegebieten mit Speditionen, Kurierservices und so weiter hindurch, dazu gibt es eine ziemlich schwierig geschaltete Ampel in Neumalsch, wo die Kreuzung zudem eigentlich zu eng ist für den Verkehr von der B3, der Richtung Industriegebiet Malsch abbiegen will. Außerdem kam steigernd hinzu, dass gerade an der B3 gebaut wird, und zwar in Ettlingen, wo der Verkehr aus Ettlingen und der Verkehr von Süden Richtung Autobahn sowie Richtung Karlsruhe miteinander verknotet wird. Zusammen mit all dem Verkehr, der normal in Rastatt Nord auf die A5 fährt, war das natürlich eine mittlere Katastrophe. Im Endeffekt habe ich das Ganze dann mittels der B36 umgangen und hätte ohne gewisse Irrwege nur 10 Minuten verloren, nicht die 35, die mir tatsächlich verloren gingen.

Was ich mich allerdings frage: Sowohl die Baustelle an der B3 als auch die Autobahnauffahrt betreffen nur Straßen in Verantwortung des Bundes. Eine Bundesstraße, eine Auffahrt von einer Bundesstraße auf eine Bundesautobahn. Eigentlich könnte man sich doch denken, dass bei Sperrung einer Auffahrt und Baustelle an der wahrscheinlichsten Ausweichauffahrt ein ziemlicher Kollaps des Berufsverkehrs droht, erst recht, wenn noch viele LKW dazwischenhängen und es auf der Strecke ohnehin auch ohne Baustellen besser laufen könnte … aber wie mir scheint, wird so etwas nicht bedacht.

Dahingehend möchte ich auch nochmal anmerken: Ich hatte ja schonmal beim Bundesverkehrsministerium und beim Landesverkehrsministerium Baden-Württemberg nachgefragt, ob im recht dicht mit Dörfern und Industrie bevölkerten Bereich zwischen Ettlingen und Rastatt nicht vielleicht eine Auffahrt in Höhe Malsch oder Muggensturm nicht vielleicht sinnvoll sei … damals wurde mir beschieden, zu eng nebeneinanderliegende Anschlussstellen würden abgelehnt und so sei das auch an dieser Stelle – Rastatt Nord und Karlsruhe Süd liegen auch nur 14km auseinander. Eine entsprechende Initiative der Gemeinde Malsch sei abgelehnt worden. Da kommen einem dann Karlsruhe Süd, Ettlingen, Karlsruhe Mitte, Karlsruhe Durlach und Karlsruhe Nord ein wenig wie Hohn vor … eine ordentlich angebundene Anschlussstelle in Höhe Malsch, vielleicht mit einer B3-Umgehung um Neumalsch mit Anbindung an eine solche Auffahrt würde aus solchen Ausnahmezuständen und aus dem normalen Stoßzeitwahnsinn der Gegend viel Druck herausnehmen. Aber wie gesagt – es wird nicht für nötig befunden.