Der eigenen Phantasie Flügel verleihen …

Es ist schon eine Weile her – ich war gerade mitten drin, Am Rand des Strömungsabrisses zu schreiben – da ergab sich die Frage, wie ich mir denn die Geschichte meiner (zweifelhaften) Heldin Jenny Korrenburr weiter vorstelle. Tja, zu viel will ich nicht verraten, denn eigentlich will ich darüber ja auch wieder schreiben.

Aber eines ist klar: Jenny wächst aus dem wütenden, furchtbar schwierigen Mädchen heraus, das sie ist. Sie muss es, alles andere wäre sicher selbstzerstörerisch. Es entstand also die Idee, dass sie irgendwann mit sich, ihrem Beruf, ihrem (zivilen) Kleidungsstil und auch der Art, wie andere sie wahrnehmen, etwas lockerer umgeht – umzugehen lernt. Die Idee ergab sich, ein Bild in Auftrag zu geben, auf dem sie in ihrer unvermeidlichen Lederjacke im Triebwerkseinlass eines Flugzeuges posiert, für ein Bild. Die junge Jenny nimmt sich selbst viel zu ernst, um das zu tun – aber sie bleibt ja nicht so jung. Also schrieb ich eine Zeichnerin an, die für mich schon zuvor eigene Charaktere gezeichnet hatte (es waren damals drei Damen aus einer sehr romantisierten ShadowRun-Eiskunstlauf-Musical-Rollenspielrunde). Natürlich fehlte da dann irgendwie die Idee, wie die Pose aussehen sollte, und meine Beschreibung reichte auch nicht aus.

Was war also die Folge? Tja … mein Mann gab mir seine alte Lederjacke. Die ist zwar nicht von „Star Cargo“, aber sie genügte. In Stiefeln und mit der Lederjacke über Unterwäsche setzte ich mich – recht wackelig! – auf eine Kiste, die auf unserem Küchenbord stand, lehnte mich an den Geschirrschrank und hatte gewissermaßen wie den oberen Rand des Triebwerkseinlasses unseren Gläser-Hängeschrank über mir. Nun machte mein Mann zwei Bilder und nahm das bessere, um es zumindest ein bisschen zu anonymisieren. Es kam ein Zugang zu meiner Heldin dabei heraus, das laut einem Bekannten „ein verschmitztes Lächeln“ trägt, das so wenig wie die Pose zur jungen, wütenden Jenny passt. Eher sei es eine gereifte Jenny – oder ihre Schöpferin, nämlich ich, die da so verschmitzt lächelt.

Sicherlich ist das nicht unbedingt der Stil, der jedem gefällt. Für Jenny – in fünf bis acht Jahre älter als während der Handlung von „Am Rand des Strömungsabrisses“ – war es etwas, das sie gerne machen wollte. Natürlich sollte und soll dieses Bild nicht ihren Kameraden in die Hände fallen, wenn sie es machen lässt. Hier taucht auch das erste Mal die Version des Logos von „Star Cargo“ auf, auf die ich mich nun eingeschossen habe.

Das Bild wurde von der wundervollen Windrider01 für mich gemalt.

Inspirationen

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass ich „Am Rand des Strömungsabrisses“ geschrieben habe? Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten wie die Frage, wie ich zu meiner Langstreckenpendelei gekommen bin – aber so schwer ist es auch nicht.

Es begann mit zwei Filmsamstagabenden mit meinem Mann, auf dem Sofa liegend. Wir schauten am einen Abend den „Green Lantern“-Film und am nächsten „Top Gun“. Kann auch umgekehrt gewesen sein. Jedenfalls setzte in diesem Moment bei mir ein Mechanismus ein: „Hmm, ich habe Top Gun ewig nicht gesehen, aber cool finde ich ihn immer noch. Auch wenn ich Tom Cruise nicht cool finde. Und sowohl der dann zum Superhelden werdende Hal Jordan als auch Tom Cruise sind mit zu glatt. Und sie sind Jungs…“ An der Stelle hätte ich mich ausklinken können. Aber meine Phantasie gibt sich nicht geschlagen. Die Idee gärte in meinen Gedanken und dann entstand nach und nach Jenny Korrenburr, die lange nicht so cool und glatt ist, wie „Maverick“ in „Top Gun“, aber es zu gerne wäre – und die auch eine Sache zu verarbeiten hatte. Ich begann, meine neue Gestalt in gemeinsamen kleinen Chatspielen mit meinem besten Freund auszutesten, und dann fing es an: Ich begann, „Das erste Mal“, das erste Kapitel von „Am Rand des Strömungsabrisses“ zu schreiben. Damals war der Arbeitstitel noch etwas sperriger: „Leben am Rand des Strömungsabrisses“. Ich denke, ich bin mir mit mir selbst einig, dass das Abschneiden der ersten beiden Worte eine gute Idee war.

Ich habe mich manchmal gefragt, ob ich letztlich eher etwas wie einen Fanfic geschrieben habe, aber inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass das nicht der Fall ist. Zudem war die schon in meinem Kopf entstandene, sich immer weiterentwickelnde Welt „Tethys“ eine hervorragende Kulisse für eine Geschichte, die ebenso gefühlvoll und schwierig wie cool sein sollte. Ich würde es glaube ich nicht mögen, mit Jenny zusammenzuarbeiten – aber ich habe sie mit der Zeit einfach liebgewonnen. Manchmal habe ich fast vergessen, dass alles mit einem „Hmm, Hal Jordan und Maverick sind schon cool, aber ich will einen weiblichen Piloten, weniger glatt, weniger cool, und doch cooler.“ begann. Ob das gelungen ist, darf jeder gern selbst beurteilen.