Zahnlos

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, in dem ich nach einem unglaublich harten Fitness-Rückschlag durch lange Krankheit, vermutlich zunächst unerkannte Borreliose, wieder zurückkam, einen Erkältungsrückschlag erfuhr und dann meine Marathon-Zeit um mehr als vier Prozent verbessern konnte. Ein Jahr, in dem der nächste Rückschlag – Covid – direkt auf einen Sieg bei einem kleineren Rennen folgte und dann mein Fingerbruch der Rückkehr ein Ende setzte.

In diesem Jahr habe ich danach einen Trainerkurs gemacht, mir einen umfangreichen, weitreichenden, sehr grundlegend aufgebauten Trainingsplan selbst erstellt, neben dem Kurs noch zwei weitere Trainingsbücher (Greif und Marquardt) gelesen, mich mittlerweile mit mentalem und psychischem Training befasst, Lauftreffs wieder belebt, meinen Mann in seinem Wiedereinstieg ins Laufen nach Covid begleitet, Support gegeben, Dinge erreicht – Post-Covid eine neue Fünfer-Bestzeit aufgestellt.

Nun scheint alles eingegleist. Ich hatte einen Kurzurlaub bei Freunden, der mir sehr gut getan hat. Es läuft, die Dinge sind wieder im Lot. Und nun fehlt der Biss. Der Biss, der mich nach Covid und Fingerbruch durch 30×300-Meter-Intervalltrainings getrieben hat, der mich konsequent und erfolgreich auf eine neue Fünfer-Bestzeit trainieren ließ, der mich im Frühjahr in einem Monat 520 Kilometer liefen ließ und im Herbst zu einer Schulung täglich über 32 Kilometer hin und dann wieder zurück, über 350 Kilometer in einer Woche radeln ließ, ist nun plötzlich nicht mehr da.

Ich sage gerne: „If something’s important, you make the time.“ Und genau das ist es auch, Scotty hat recht, als er Kirk diese Worte an den Kopf wirft, auf die Frage hin: „When did Sulu find the time to have a family?“ In den letzten zwei Wochen waren Intervalle, Tempodauerläufe nicht wichtig genug, um die Zeit einfach zu finden. Der Biss war nicht da, und auch wenn ein Zehner-Wettkampf ins Haus steht, am Sonntag, war einfach der Druck, der Wille nicht da, sich auf die Bahn zu bewegen, Intervalle zu bolzen, Tempo zu machen.

Ich bin nicht übertrainiert. Ich habe in vergangenen Phasen auch wenn ich müde war, Intervalle auf die Bahn gebrannt, dass sie rauchte. Ich bin 9×600 Meter im Fünfer-Renntempo gelaufen, zwei Stunden nach der Heimkehr vom letzten Schulungstag, gerade erst 350 Kilometer Rad und eine volle, anstrengende Schulungswoche in Beinen und Kopf. Und nun?

Es ist ’ne Phase. Aber gerade fehlt der Biss. Mal sehen, ob es den Geburtstags- und Weihnachtsurlaub braucht, um die Zähne wieder zu zeigen, oder ob schon der Wettkampf am Sonntag – mit trotzdem Erfolg oder einem Dämpfer – dafür reicht. Aber im Moment würde ich an einen Dämpfer glauben, einfach weil ich sehe, wie es im Moment läuft.

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