Ich habe für mich selbst wiederentdeckt, dass das Zeichnen von Phantasie-Karten mich beruhigt und mir hilft, mit Stress, Krankheit und Problemen umzugehen. Inspiriert von einem Bild in der lokalen Saunalandschaft (von dem ich aus offensichtlichen Gründen kein Handyfoto gemacht habe und das mir leider auch nicht im Internet über den Weg lief) entstand in meinem Kopf eine Insel, genannt die „Nebelsteine“.
Auf dem Bild dargestellt sind einige schwarze Steine verschiedener Form, die aus einer Nebelschicht herausragen. Wahrscheinlich ist das Bild in Schwarz-Weiß fotografiert, aber das kann ich nicht sicher sagen – es ist möglich, dass die Szenerie einfach nicht farbig ist.
In meinem Kopf wurden daraus große Bruchstücke eines Meteoriten, der einen Planeten gestreift hat und dabei zerbrochen ist. Einige erzeugten ein Impakt-Ereignis, andere prallten im flachen Winkel zurück in den Weltraum – und ein paar blieben nach einer Roll- und Schlitterfahrt über Wasser und Land, der Eintauchwinkel zu flach für einen richtigen Einschlag, immer wieder abprallend, mit Schmelzkrusten bedeckt, auf der Oberfläche des Planeten liegen. Dort verhinderten sie dann durch Abdeckung die Erosion der darunter liegenden Kalk- und Sandsteinschichten. Als später der Meeresspiegel stieg, blieb eine bizarr geformte Insel zurück: Brocken von schwarzem Gestein, riesig groß, steil, kantig, über sanft erodierten Kegelformen, teils von Fließwasser, Eis und Brandung überformt. Und hier ist der aktuelle Zwischenstand:

In meiner Vorstellung stellt diese Insel ein Heiligtum mehrerer Ausprägungen einer von nordischer Mythologie inspirierten Religion dar. In Höhlen unter dem Meteoritengestein des „Großen Nebelsteins“ (oben rechts, schon teils mit den grünen Schraffuren der unteren Höhenstufen umgeben) liegt eine Art Kloster oder Tempel, in dem einige Menschen leben – und sich gegenseitig immer wieder die Geschichten von den Göttern erzählen. Sie halten in mündlicher Überlieferung die Mythologie fest und beschäftigen sich damit, was die unterschiedlichen Interpretationen des Pantheons trennt und – weit wichtiger – verbindet.
Angesiedelt sind die Nebelsteine in einem kühlen bis kalten Meer, hunderte Kilometer von der nächsten Küste entfernt und fast stets von einer Nebelschicht umgeben, über die nur die schwarzen Meteoritenfelsen hinausragen, nicht aber das Gestein, auf dem sie aufliegen.
Die mystische Bedeutung der „Nebelsteine“ wird davon verstärkt, dass in vielen der an den dort mündlich erhaltenen Pantheon glaubenden Gemeinden Bilder existieren, die Luftbildern der „Nebelsteine“ nicht nur ähneln. Die aus drei verschiedenen Perspektiven bekannten, detailliert gezeichneten Darstellungen erlaubten Mathematikern, die Form der Nebelsteine zu rekonstruieren, bevor das erste Mal jemand über die Nebelsteine flog und Luftbilder von ihnen machte.
Es ist fast, vielleicht nicht nur fast meditativ, daran weiter zu zeichnen.
Das klingt sehr interessant und die Zeichnung macht schon was her.
Danke! Die Nebelsteine existieren in meinem Kopf schon recht lange. Wahrscheinlich werden sie auch irgendwie im Zusammenhang mit der Welt, in der mein Buch spielt, mal auftauchen.
Jenny, die zweifelhafte Heldin des Buchs, ist zumindest nominell einer der Religionen angehörig, deren Geschichten auf den Nebelsteinen erhalten werden. Ihr Mutter glaubt zwar an etwas, das ich dem Christentum angelehnt habe, aber Jennys Vater Tom hat’s mit den „Herren von Overmer“, einer der Ausprägungen dieses Pantheons mit Blitzhammer führendem, mit dem Westwind identifizierten Göttervater. Jenny hat aus persönlichen Gründen eher die Göttin zu ihrem Symbol gemacht, die in wütendem Sturm die Schiffe zerstört und deren Segel als Wolkenfetzen über die Küste treibt.
Ausprägungen dieser Gestalten und einiger mehr kennt mehr oder minder jede dieser miteinander verwandten Konfessionen, die sich durch Reisewege von wilden Seefahrern über den ganzen Planeten ausgebreitet und teils voneinander unabhängig entwickelt haben. Um so bedeutender ist natürlich so ein abgelegenes „Erzähler und Erzählerinnen Kloster“, das über Gäste (man könnte sie auch Pilger nennen) und die Aufnahme von deren Erzählungen in den mündlichen Überlieferungsschatz die Gemeinsamkeiten betont.
So haben die auf dem Nordkontinent lebenden Thakenhalder und Benkenhalder (bei denen Historiker den Ursprung dieser Religion verorten), auf dem Südkontinent angesiedelte Darrer und Sorheymhalder sowie die Incanolder mehr oder minder einen gemeinsamen Anlaufpunkt. Die letzteren, die Incanolder, verteilen sich sogar auf sehr viele Länder, hauptsächlich allerdings auf drei Staaten im Norden und zwei im Süden – und somit gehören auf die Nebelsteine blickende Menschen zur Nordallianz, zur Südallianz und zu den Blockfreien auf dem Planeten Tethys.
Dass die Nebelsteine seltsamerweise auf aus vor der Erfindung des Flugzeugs und Luftschiffs überlieferten Zeichnungen akkurat so dargestellt werden, wie sie aus der Luft aussehen, macht die Nebelsteine so off-limits, dass sie diese einende Rolle spielen können, auch wenn sie mit dem von Darrern und Incanoldern bewohnten Darr’Eten, zu dem die Insel politisch gehört, anderthalb Jahrhunderte lang zur mit dem Norden auf’s Messer verfeindeten Südallianz gehörten – und mit der Rebellion in Darr’Eten zur Nordallianz wechselten. So wie das südalliierte Darr’Eten auch Thakenhalder, Benkenhalder und Nordalliierte Incanolder dort (und nur dort) auf sein Land ließ, verfährt das nunmehr zur Nordallianz gewechselte Darr’Eten auch mit den aus dem blockfreien Quenliik und dem südalliierten Sorheymhald dorthinkommende „Pilger“.
Die Kehrseite dessen ist, dass über lange Zeit hinweg Geheimdienste beider Seiten die Nebelsteine nutzten, um Spione auf der jeweils anderen Seite einzuschleusen und manchmal auch zu evakuieren.
Himmel, ein „paar“ Gedanken habe ich mir ja tatsächlich schon gemacht.
Das sind ja schon viel mehr als nur ein paar Gedanken. Da hast ja schon einiges zusammengefasst.