Einige Menschen um mich herum mögen den Winter. Sie jubilieren über Schnee und argumentieren gerne damit, dass die Natur, wie sie hier in Mitteleuropa ist, brauche den Winter. Ich kann die Ästhetik einer verschneiden Landschaft würdigen, aber sobald ich einen Fuß auf die verschneite Straße setze, oder einen Fahrrad- oder Autoreifen darauf bringe, ist’s aus mit der Begeisterung. Die Notwendigkeit für unsere Natur hier sehe ich ein, aber ich akzeptiere auch die Notwendigkeit von Vorsorge-Untersuchungen…
Kurz und gut: Ich verabscheue den Winter zutiefst. Ich mag nicht, wenn es kalt ist, ich mag nicht Schnee schieben müssen, schnee- oder gar eisglatte Straßen mag ich schon gar nicht. Die von der Heizung erhitzte und dadurch gnadenlos trockene Luft mag ich auch nicht, den Effekt eiskalter Luft in meinen Bronchien beim Sport draußen mag ich nicht, die kalten Finger und Zehen auf dem Rad ebenso nicht. Die kurzen Tage und langen Nächte, Arbeiten teils im Dunkeln beginnen und im Dunkeln beenden, das mag ich auch nicht.
Was bleibt vom Winter? Mein Geburtstag, am Heiligen Abend. Dieses Jahr fiel die große Party aus, die ich so schätze, die mir Licht und Wärme gibt, den Winter zu überstehen – freilich, es war wunderschön, mit ein paar (sehr) wenigen Freunden zu feiern, ein Video von den anderen geschenkt zu bekommen. Aber es reicht nicht, erst recht, weil dieser Winter wieder winterlicher ist als der vorige. Ich weiß natürlich auch, dass dieser Wintereinbruch, der im Norden schon stattfindet und langsam bei uns hier im Südwesten ankommt, eine Folge des instabileren Polarwirbels ist, und damit eine Folge des Klimawandels sein kann. Nur dass nun auch wieder Stimmen kommen, dass man noch ein bisschen mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen solle, damit es wärmer werde – und wenn man dann mit Wissenschaft kommt, bekommt man gesagt, man wolle die Leute verwirren.
Ich mag den Winter nicht, ganz simpel. Das ändert nichts daran, dass ich verstehe, dass wir ihn in Mitteleuropa brauchen, damit Mitteleuropa die Vegetations- und Klimazone bleibt, die es ist. Wir bräuchten ihn in der Form, wie ich ihn nicht mag, wie er früher war. Ob wir den windigeren, wechselhafter eiskalten und dann wieder supermilden Winter, wie ihn uns der Klimawandel und der dadurch instabilere Polarwirbel bescheren, dafür brauchen können, sei dahingestellt. Aber am Ende kommt’s dabei raus, dass ich hier zuhause bin, dem Winter also nicht entfliehen kann.
Auch wenn ich ihn nicht mag.
Ich mag ihn ach nicht wirklich, trotzdem freue ich mich kindlich über den Schnee, der gerade auch bei uns herunter kommt.
Ich verstehe die Ästhetik, aber schon beim Spaziergang durch das Schneetreiben wurde mir klar, wie wenig ich raus will, wenn Schneetreiben ist – zum Laufen, Radeln, allem. Wenn Schnee liegt oder es gar glatt ist, geht das alles noch viel weniger.
Die ganzen Outdoor-Aktivitäten, die zum Teil meines Lebens geworden sind, in der Kombination mit meiner Abneigung gegen Kälte, sie lassen die Schönheit einer verschneiten Landschaft nicht mal Sekundbruchteile auf mich wirken, ohne dass ich mir der bitteren Nebeneffekte schmerzlich bewusst werde.
Ich versteh dich, ja bei diesen Aktivitäten ist es nicht schön. Ich gehe nachher wieder ins Studio im Festzelt, da bin ich einigermaßen geschützt aber kalt wird es auch brrrrr.