Vorankommen

In diesem Jahr ist es schwierig, sich zum Sport zu motivieren, könnte man meinen. Es gibt keine „realen“ Wettkämpfe, nur virtuelle, und irgendwie fehlt da was. Der zweiten Aussage stimme ich völlig zu. Virtuelle Wettkämpfe sind nichts für mich, nicht so richtig „organisierte“, während ich dem Wettstreit um die beste Zeit auf den Segmenten auf Strava durchaus etwas abgewinnen kann.

Zum Sport motivieren kann ich mich allerdings sehr gut. Dass ich dieses Jahr nicht an die Laufkilometer herankommen werde, die ich letztes Jahr absolviert habe, liegt eigentlich nicht an den fehlenden Wettkämpfen. Gute 4050 Kilometer waren’s letztes Jahr, das sind im Schnitt über elf Kilometer am Tag. Dieses Jahr stehe ich, nach noch nicht ganz zwei Dritteln des Jahres, bei 2093 Kilometern. Über 4000 zu erreichen, das ist illusorisch, denn mit dem bisher stärksten Laufmonat (Dezember 2019) kamen 425 Kilometer auf das Laufkonto – nun die vier laufstärksten Monate meiner Laufkarriere überhaupt dran zu hängen, das darf man getrost als utopisch abtun. Nun stellt sich die Frage: Woran lag’s?

Nun, Corona war’s nicht, oder höchstens auf eine Weise, die durchaus nicht ganz dem entspricht, was man erwarten würde. In der „heißesten“ Phase, März und April diesen Jahres, als die geplanten Laufveranstaltungen plötzlich und in engem Takt „starben“, bin ich zuerst sogar sehr viel gelaufen. Der März schlug mit über 400 Kilometern zu Buche, und das wäre ja tatsächlich der Weg in Richtung „über 4000 im Jahr“. Dann aber kam eine Verletzung, die mich im April und Juni für meine Verhältnisse fast nicht laufen ließ, auch im Juni zog’s nur langsam wieder an. Vermutlich habe ich einfach im März überzogen, mich überlastet – neben dem fünften Monat überhaupt, in dem ich über 400 Kilometer gelaufen bin, bin ich im März auch über 600 Kilometer Rad gefahren – und in den vorherigen „400er-Monaten“ gab’s keine oder zumindest fast keine Radfahrerei.

Inzwischen pendelt sich da vieles ein. Die 4000 Kilometer im Jahr 2020, auch die 3660 für „Zehn pro Tag“ habe ich abgeschrieben. Zwischen 2500 und 3000 Kilometer werden es wohl werden, mit einer starken Tendenz Richtung 3000 oder knapp drüber. Parallel bin ich aber auch über 4000 Kilometer Rad gefahren und werde das wohl noch auf 7000 bis 7500 steigern, bis das dritte Jahresdrittel rum ist.

Und genau da ist auch das Vorankommen: Die Synergien des Radfahrens und Laufens zeigen sich langsam. Intervalltraining schlägt besser an, insgesamt ist die Ausdauer besser, auch das Tempo zieht an. Ich spüre, dass es ein anderes Vorankommen ist als im Jahr 2020, als der Fokus auf das Laufen extrem war. Im Spannungsfeld aus Radfahren und Laufen hat sich auch das Eigengewichts-Krafttraining, das Balance-Training und das Dehnen wieder mehr etabliert – und das merke ich.

Nach den gestrigen „SOS“-Intervallen (Einlaufen, 3x400m, 3x1200m, 3x400m, Auslaufen, zwischen den schnellen Strecken jeweils eine Runde à 400m zum Runterbringen des Pulses) bin ich heute locker und lässig mit einem Laufpartner zehn Kilometer in langsamem Rhythmus geradelt, um dann wie von der Sehne geschnellt „einfach mal so“ mit 10 Kilometern in 45 Minuten den Trainings-Halbmarathon auf unter zwei Stunden zu drücken. Solche Dinge gingen auch 2019 nicht, zumindest nicht so leicht. Ich merke es deutlich: Ich komme voran. Ich werde, wenn nächste oder übernächste Saison der Rennbetrieb wieder aufgenommen wird, vermutlich meine Bestzeiten von 2019 angreifen und vielleicht pulverisieren können. Und warum? Ganz einfach: Weil etwas weniger Laufen, dafür mehr Support-Training und viel Radfahren auch sehr gut, vielleicht sogar besser funktionieren als das pure Laufen.

3 Kommentare zu „Vorankommen

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