Eigentlich heißt es ja: „Gehe in das Gefängnis, gehe nicht über Los, ziehe nicht [Betrag] [Spielwährung] ein.“ Wobei es auch eine Karte gibt, mit der man zurück auf „Los“ geschickt wird, im Monopoly.
Zurückgeschickt auf „Los!“ hat mich im April die Verletzung an der Wade. Dass ich nicht laufen konnte, hat mir gezeigt, wie wichtig das Laufen für mich ist. Das Radfahren hilft zwar, die Form zu halten und zu verbessern, es ist ein schnellerer, geeigneterer Weg zur Arbeit als das Laufen. Fünfmal die Woche morgens 20 Kilometer hin und abends 20 Kilometer zurück zu laufen, das ist nicht drin. Aber das Radfahren ersetzt mir nicht das Laufen. Es kann es nicht. Woran ich das merke?
Im April war ich unausgeglichen wie selten. Ich hatte Kopfschmerzen wie schon sehr lange nicht mehr, in Häufigkeit und Intensität. Es hat mich schrecklich gefrustet, nicht laufen zu können. Es war aber auch zum durchdrehen: Ein paar Tage nach dem Tag, an dem es so hart in der Wade zwickte, konnte ich schmerzfrei und symmetrisch gehen, stehen, sitzen. Auch dass beim Liegen im Bett nicht alle Positionen schmerzfrei waren, hatte sich nach vier Tagen erledigt. Ich konnte sogar im Stand Hüpfen, auf den Zehenspitzen wippen, auf der Stelle laufen – aber sobald ich richtig ans Laufen ging, setzte schnell der Schmerz ein. Rechte Wade, vorne, außen, etwa fünf Zentimeter unter dem Knie. Ich konnte danach mit den Fingern den harten, etwas schmerzenden Gewebsstrang, kurz vor der festen Kante des Wadenmuskels, mit dem Finger spüren und feststellen, dass er härter war als auf der anderen Seite – und wehtat. Einschränkungen hatte ich weiter nicht – außer eben beim Laufen.
Aber das Laufen ist – wie ich im April deutlich gemerkt habe – wichtig für mein seelisches, mentales und körperliches Gleichgewicht. Missgestimmt war ich, teils unkonzentriert. Schlafstörungen hatte ich in einer Form, wie ich sie sonst nicht gewohnt bin – und Kopfschmerzen. Die kenne ich, klar, aber nicht in der Häufigkeit und nicht in der Intensität, zumindest schon recht lange nicht mehr.
Daher habe ich im April auch immer mal wieder versucht, ob es wieder ging mit dem Laufen, um danach noch mehr geknickt nach Hause zu kommen und festzustellen: „Geht noch nicht!“ Nachdem dann drei Kilometer gingen, aber es danach eben doch weiter wehtat, habe ich es gelassen – für eine ganze Weile. In der Zeit hatte ich den härtesten und längsten Kopfschmerzanfall der letzten drei Jahre, war gereizt und habe vieles einfach nicht so hinbekommen, wie ich das wollte. Auch die Flucht in das Bauen mit den Klötzchen war nicht zielführend.
Heute morgen ging es wieder. Drei Kilometer habe ich erstmal riskiert, ich wollte testen, was passiert. Ich hätte wohl auch fünf geschafft. Die Wade fühlt sich noch etwas „angefasst“ an, aber eher wie „geheilt, nur noch nicht neu belastet danach“. Wo bei den früheren Versuchen ein Schmerz direkt am Anfang da war und an derselben Stelle blieb, intensiver wurde, war das „angefasste“ Gefühl nach einem Moment da, wurde dann wieder schwächer, ein leichtes Ziehen verlagerte sich zunehmen nach unten in der Wade. Ein Gefühl, wie ich es kenne – aus gesunden Laufzeiten. Auch mein Running Dynamics Pod attestierte mir eine Verbesserung: Die Bodenkontaktzeiten waren wieder symmetrisch zwischen links und rechts, wo ich zuvor aus Schonhaltung und Schmerz 52% der Bodenkontaktzeit auf einem, 48% auf dem anderen Fuß verbrachte. Nun waren’s wieder perfekte 50-50.
Das hinterlässt mich zuversichtlich, mich vorsichtig wieder herantasten zu können. Heute morgen hatte ich echt Angst, gleich wieder Schmerzen zu haben, kam nach kurzer Runde euphorisch nach Hause. Zwar hatte ich nicht die 30-60 Minuten, die ich zuvor großspurig meinem Mann angekündigt hatte, draußen verbracht – aber immerhin 3,2 Kilometer in einem Tempo von knapp schneller als 10km/h. Das klingt nicht viel, aber für einen Neuanfang nach Wochen, in denen langsameres Tempo, kürzere Strecke, und das bei asymmetrischem Laufstil und Schmerzen das einzige war, was ging und was ich vernünftigerweise gelassen hätte, war’s grandios. Ich hoffe, es bleibt bei dieser Tendenz!
…ich bin also wieder da. Auch den Howard-Goldstein-Vortex habe ich verspätet, aber heute dann doch mit einer neuen Folge beglückt. Die über 400 Tage dauernde Serie von „täglich ein Post“ ist futsch. Aber das ist gut so! Nun geht’s von vorne los. Neuanfang, aber nicht bei Null – ein gutes Gefühl.
Zum Glück ist das Leben kein Monopoly …
Zum Glück. Aber viele Spiele stellen das Leben in sehr vereinfachter Form dar 😉
Schloßallee und Parkstrasse jeweils mit Hotel ist doch etwas. Lach …
Ich mag Bahnhöfe 🙂
Dann bekommst Du 4 Bahnhöfe.