Eine Folge aus der Serie „CKB – Corona-Krisen-Blog“. Mal sehen, ob’s eine Serie wird!
Heute morgen, als ich mit dem Fahrrad durch das kühle, aber sonnige Karlsruhe sprintete, sah ich an der Karlstraße eine Herren. Er stand in der Straße, die zum Ludwigsplatz führt, und mir fielen seine blauen Nitrilhandschuhe zu ganz normalen Straßenklamotten auf. Mundschutz trug er keinen.
Exkurs: Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, verbreitet sich das neuartige Corona-Virus, so wie Erkältungen und die Grippe, vor allem über Tröpfcheninfektion. Schmierinfektion ist theoretisch möglich, aber selten bis nicht nachgewiesen, während die Tröpfcheninfektion allerorten ist. Handschuhe nutzen also gegen den der beiden Hauptverbreitungswege von Infektionen, der beim aktuell grassierenden Sars-CoV-2 ohnehin die kleinere Rolle spielt. Die ganzen (Privat-)Leute mit Einweghandschuhen und ohne Mundschutz im Supermarkt und in der Stadt regen mich also ein bisschen auf. Hab‘ ich den Mist auf den Mund- oder Nasenschleimhäuten, bringt auch Abwaschen nix mehr, angedockt haben die Rezeptoren schon. Hab ich den Mist auf den Händen, kann ich ihn auch einfach Waschen und mit Seife die Lipidhülle mit den Andockstellen zerstören – und produziere nicht dauernd zusätzlichen Kunststoffmüll an Handschuhen. Immer vorausgesetzt, ich fasse mir nicht – mit oder ohne Handschuhe ins Gesicht.
Zurück zu dem Herrn in der Karlstraße. Ich sah recht schnell, warum er keinen Mundschutz trug. Denn er fasste sich ins Gesicht. Die behandschuhten Greiferchen schön an die Lippen. Was nützen Handschuhe dann?
Natürlich hatte der Herr einen guten, wichtigen Grund, sich ins Gesicht zu fassen, mit seinen Nitrilhandschuhen, nämlich etwas anderes, das er mit seiner Lunge ganz ohne Corona-Virus anstellt – die Kippe zwischen den blauen Fingern.
Ich seh‘ es genau!
Die Hände sind blau!
– River Tam / Firefly
Ich mag mich damit nicht mehr beschäftigen. Die „Dummen“ riskieren die Gesundheit vieler anderer. Alle bestehenden Strafen sind deutlich zu niedrig. Nur so kapieren Menschen ihr Fehlverhalten. Der beste Lehrmeister ist und bleibt das Portomonaie.
Oder die Handschuhe, da sie beim Hervorholen des Leergutzettels stören, mal eben mit Hilfe der Zähne abstreifen und zwischen den Lippen halten. Was ich ebenso gesehen habe: Mutter schiebt mit behandschuhten Händen den Einkaufswagen zur Backstation, befördert mit Hilfe der Schaufel eine Brezel in den Schacht, nimmt mit der gleichen Hand das Gebäck und gibt es ihrem Kleinkind. Mich macht das sprach- und hilflos.
Es zeugt halt davon, dass man Symbole macht – und nicht verstanden hat, was der Mechanismus dahinter ist.