Ich habe inzwischen eher die Ruhe weg als früher. Wenn ich früher etwas vergaß oder jemanden hängen ließ, weil’s schlicht nicht ging oder mir zwischen allem Anderen entging, dann war ich sofort in massivem Alarmzustand. Zittrig wie drei durchwachte Nächte und fünf Kannen Kaffee, voller Angst, mit dem Wunsch, mich auf Knien zu entschuldigen – also vollkommen von der Rolle.
Das hat sich geändert. Ich habe schleichend über die letzten zehn Jahre eine neue Haltung entwickelt, die mich das, was schief ging, aber nicht mehr zu heilen ist, gelassener sehen lässt. Das, an dem ich eh nichts mehr ändern kann, sollte mich nicht davon abhalten, das zu gestalten, was noch zu ändern ist. Klingt einfach, logisch, richtig?
Ist es auch! Aber deswegen ist es noch lange nicht einfach umzusetzen. Die tiefe Angst, nicht zu genügen, für einen Fehler nicht mehr geschätzt zu werden, alles verloren zu haben, blockierte mich dabei, genau das zu verhindern. Sehr wenige Fehler sind endgültig, so gut wie niemand macht gar keine Fehler. Das allerdings nicht nur mental, sondern auch emotional zu verstehen, ist schwer, wenn man diesen Panik-Modus hat.
Woher aber kommt dieser Panik-Modus? Nun … da gibt es viele Erklärungen. Das Mobbing auf das leicht zum Weinen zu bringende Kind in der Schule, das immer wieder auf alten Fehlern herum Hacken unserer toxischen Fehlerkultur, dazu eine tiefsitzende Unsicherheit, die kann ich alle anführen.
Es brauchte lange, die Sicherheit und das Selbstvertrauen zu erwerben, mit Fehlern und den Konsequenzen zu leben. Vielleicht ist es das Alter, vielleicht die Lebenserfahrung. Das Wissen, in zwei Jobwechseln jeweils persönliche Entwicklungsschritte gemacht zu haben, auch das Laufen an sich und die Erfolge dabei helfen. Am Ende des Tages ist es so leicht zu sagen: „Weine nicht um verschüttete Milch.“ Es ist so leicht zu sagen: „Ich gestalte die Zukunft, statt die Fehler der Vergangenheit mein Jetzt verderben zu lassen.“ Es war so ein weiter Weg, dorthin zu kommen, wo man das meistens auch genau so halten kann.
Schön! Genieße deine neue Gelassenheit!
Das tue ich sehr! Und wenn‘s doch mal nicht klappt, ist von der Seele reden besser als in sich gären lassen.