Wenn zwei dasselbe tun …

… ist es noch lange nicht dasselbe. Auf die Perspektive kommt es an.

Ich sehe das an mir: Oft denke ich, dass irgendein Teil in der Küche „schon immer“ genau dort hingeräumt wurde, wo ich es hin räume. Mein Mann würde es vielleicht woanders hintun und findet es nicht, wo ich es hintue. Ich nehme auch oft vor allem das wahr, was ich erledige, nicht das, was andere erledigen – denn ich bemerke gar nicht, dass es getan wurde, da die Aufgabe zu dem Zeitpunkt, da ich vielleicht über die ungetane Aufgabe stolpern könnte, ja schon erledigt war.

Es geht nicht nur mir so. Oft merkt man, was man selbst erledigt, bemerkt nicht, was die anderen tun. Was man selbst nicht tut, fällt genauso oft unter den Tisch, wie man ein besonders scharfes Auge für Dinge hat, die andere tun sollten, aber nicht tun. So gesehen leben wir oft genug in einer Welt, in der wir selbst die Helden des Alltags sind und die anderen es uns schwer machen. Ich versuche, mir das bewusst zu machen: Es gibt mehrere Gründe, warum das so erscheinen kann, aber nicht so ist:

  1. Was ich getan haben will, wann und wie ich es getan haben will, ist meine Priorität. Jemand anders sieht es vielleicht ganz anders. Beispielsweise sind für mich Fusseln auf dem dunklen Boden ein Graus, wenn man sieht, dass an bestimmten Stellen der glänzend-dunkle Boden matt erscheint durch Fusseln und Staub, während jemand anderem – zum Beispiel mein Mann – viel mehr der Staub auf den Regalen ins Gesicht springt.
  2. Ich bemerke immer, wenn ich eine mir wichtige Arbeit erledige. Wenn andere es tun, bemerke ich es gelegentlich nicht. Es ist ja gemacht. Tun sie es aber nicht, bemerke ich es aber und ärgere mich, meine eigenen Versäumnisse, die den anderen ärgern, bemerke ich vielleicht gar nicht.

Oft sollte man einfach drüber reden, oder sich zumindest klar machen, dass die eigenen Prioritäten und Automatismen nicht auf andere übertragbar sind. Andere, auch und gerade die, mit denen ich zusammenlebe, stören sich an ganz anderen Dingen, tun ganz andere Dinge oft und automatisch – und reagieren angefressen, wenn ich sie für etwas anmotze, das meine Priorität ist, ihre jedoch nicht. Vieles erscheint einem selbst selbstverständlich. Aber es ist eben genau das. Selbst-verständlich. Nicht dem anderen verständlich.

Ich versuche, mir klar zu machen, dass in anderer Köpfe eine potentiell mit meiner eigenen überhaupt nicht deckungsgleiche Welt existiert. Klappt meist. Aber nicht immer.

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