Sie haben meinen Weg gesperrt!
Blanke Empörung machte sich breit, aber nur kurz; Sie haben den Weg gesperrt, so ist es nunmal. Aber von vorn: Nachdem ich heute morgen die sieben Kilometer bis zur Römerstraße in Mörsch gelaufen war, da die Bahn an der Merkurstraße (nach sechseinhalb Kilometern) noch vier Minuten vor mir war, führte mich der Rückweg heute über die volle Strecke. Ich muss eigentlich auch hier Anführungszeichen verwenden, also „volle Strecke“, denn bisher bin ich immer nur vom Albtalbahnhof aus nach Hause gelaufen. In der Stadt waren mir zu viele Ampeln und vielbefahrene Straßen. Morgen versuche ich vielleicht mal auf Hinweis meiner Mittwochs-Lauf-Kollegen die Beiertheimer Allee, die mich nach dem Queren der Kriegsstraße auf wesentlich ruhigeren Straßenbereichen – entlang der Westbegrenzung des Karlsruher Zoos und Stadtgartens – zum Albtalbahnhof bringt. Heute war mein Start aber noch der Albtalbahnhof.
Ich war spät losgekommen, da ich noch mit unserer Juristin an einem Entwurf arbeitete und die Zeit vergeht ja wie im Flug, wenn man Spaß hat. Die Arbeit an dem Schriftstück war zwar etwas zäh, aber durchaus lustig und zielführend. Daher befürchtete ich schon, im Dunkeln heimlaufen zu müssen. Aber das macht ja nichts: Bis nach Oberreut ist meine Strecke beleuchtet, entlang der Bahnstrecke bis nach Durmersheim kenne ich jeden Ast und jedes Loch in den Wegen, danach ist es wieder beleuchtet. Das ist auch gut so, denn als ich am Bahnhof Forchheim im Silberstreifen vorbeikam, wurde es schon recht rasch dunkler. Dann, am Bahnübergang der Straße von Mörsch nach Ettlingen, der Schock: Der Weg entlang der Bahn bis Durmersheim ist gesperrt! In meinem Kopf spielte im Kopf das aus South Park bekannte, aber abgewandelte Zitat: „Sie haben den Weg gesperrt!“ – „Ihr Schweine!“
Also bog ich im mittlerweile Stockdunkeln auf den Radweg nach Mörsch ab und absolvierte somit etwa einen Kilometer mehr als beabsichtigt, lief ab der Merkurstraße wieder den Weg nach Hause, den ich morgens zur Merkurstraße gelaufen war – das ist lange nicht die Ideallinie. Aber dieser Weg hat den Vorzug, nicht gesperrt zu sein. Dann kam ich heim, verschwitzt und glücklich, endlich zuhause zu sein. Morgen weiß ich dann, was auf mich zukommt.