Nachdem ich offenbar am Montag ein wenig die Menschen verwirrt habe, versuch‘ ich’s jetzt zu entwirren und aufzurollen. Es ist leider so, dass die Dinge oft sehr kompliziert sind, wenn wir uns und unsere Prioritäten auf die Reihe bekommen wollen. Ich sehne mich danach, einfache Kriterien oder Bilder zu haben, an denen ich mich orientieren kann. Das Leben drum herum bleibt komplex genug und das sollte man über die einfachen Grundsätze nicht vergessen.
Um es mathematisch auszudrücken: Meine Vorliebe für den Satz aus Star Trek Generations, die ich am Montag ausgeführt habe, drückt ein Ordnungsprinzip aus.
[1] „If something’s important [3], you’ll make the time [2].“
Das ist ganz simpel. Aber was vielleicht nicht ganz klar ist: Bloß, weil etwas (für mich) wichtig ist, entsteht daraus nicht mehr Zeit. Der Begriff „Time“ bzw. „Zeit“ steht in meinen Gedanken nicht nur für Jahre, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden – sondern auch für Kraft. Diesen Aspekt kann man in der Löffeltheorie darstellen. Grundsätzlich gilt für den Aspekt „Zeit“ die Nebenbedingung
[2] Zeit und (psychische wie physische) Kraft (in der Löffeltheorie als Löffel dargestellt) sind begrenzt. Wenn die „Löffel“ leer sind, macht man nichts mehr (oder nur auf Kosten des Löffelvorrats des nächsten, übernächsten oder aller folgenden Tage), wie wichtig es auch sein mag.
Dann ist da noch das „important“, der Begriff der Wichtigkeit. Das sind die Prioritäten. Da steckt auch ein Haufen Komplexität drin. Man kann das aber runterbrechen auf eine ganz einfache zweite Nebenbedingung:
[3] Wie „wichtig“ etwas ist, stellt meine persönliche Prioritätenliste dar. Da geht ein: Was brauche ich und wie wichtig ist es mir? Was ist notwendig zu tun für das, was ich brauche? Was brauchen Leute um mich herum und wie wichtig ist es mir, dass ICH ihnen das gebe? Kann es vielleicht jemand anders machen und wie wichtig ist es mir, den anderen zu entlasten?
Am Ende des Tages wird damit in meiner Interpretation aus
[2] und [3] in [1]:
[4] Am Ende von Zeit und Kraft („Löffeln“) sollte das, was ich getan habe, in meiner Priorisierung wichtiger gewesen sein als das, für das die Löffel nicht gereicht haben.
Ist das Gebot aus [4] nicht erfüllt, muss ich mich fragen: war das, was ich getan habe, aber „nicht so wichtig“ war, vielleicht eben doch so wichtig? Aus der Frage heraus analysiere ich mein Prioritätensystem. Denn am Begrenztsein der Zeit kann ich nichts ändern, an der Tatsache, dass ich Dinge eher tue, die mir in diesem Moment wichtig („nötig“, „unausweichlich“, „muss ich doch“) erscheinen, kann ich ebenfalls nichts ändern.
Aber ich kann – und muss ständig – überdenken, ob meine Prioritäten (für MICH) richtig sind, wenn ständig was hinten runterfällt, das mir wichtig ist. Dass das mit den Prioritäten die eigentliche Crux ist, weiß ich, aber das ist ja der eigentliche, zentrale Punkt: Ich habe nicht „keine Zeit“. Mir sind nur andere Dinge wichtiger. Wenn das nicht gut ist, muss ich erstmal meine Prioritäten analysieren und als Startpunkt annehmen, dann kann ich über Änderungen der Prioritäten und ihre Konsequenzen nachdenken.
Bedingung [4] ist halt sperrig und setzt immer noch viel voraus, um sie zu verstehen. Deswegen lasse ich in meinem Kopf lieber [1] als Mantra laufen, wenn’s nicht läuft. Die Komplexität kommt eh über den Begriff „important“ und das Beschränktsein der zur Verfügung stehenden Zeit und Kraft.
Du machst dir ja echt nen Kopf 😉
Zwei Diknge stehen bei mir im vordergrund: Bezahlte Miete und Essen auf dem Tisch… den ganzen Monat.
Das sind Fixpunkte. Was darüber hinaus passiert … da gibt’s bei mir und vielen in meinem Umfeld einfach viel, zu viel für die zur Verfügung stehende Zeit, das man machen will, von einem erwartet wird oder man glaubt, dass es erwartet wird.
…von einem erwartet wird oder man glaubt, dass es erwartet wird…
DAS hasse ich 😉
Also ich bin kein Arbeitsjunkie 😉 Das oben sollte eigentlich nur heißen, arbeite um zu leben aber lass genug Geld für Miete und Essen übrig. 🙂
Weiß schon was du meinst…
Vlt bist du einfach zu sehr Naturwussenschaftlerin.😉 Ich folge seit ein paar Jahren nur noch meiner Intuition. Seither ist alles einfacher. 🦄
Intuition hilft mir. Klar. Aber wo ich unzufrieden bin, brauche ich ein Ordnungsprinzip. Speziell kann ich meine Intuition auch nicht als Rat anbieten, wenn jemand wegen all der Erwartungen „der Leute“ keine Zeit hat, mir aber als Antwort über meine Erzählung von Sport erklärt, wie gerne er oder sie Sport machen würde, aber nicht kann, weil …
Es ist völlig okay, dass einem das Serieschauen auf dem Sofa wichtiger ist, aber dann sollte man sich nicht damit quälen, dass Sport wichtiger sei, man aber keine Zeit habe.
Ich habe den Entwirrungsversuch auch vorgenommen, weil mir vorgeworfen wurde, mit dem Star Trek Zitat unsensibel auf Menschen zu reagieren, die mir von „keine Zeit für Sport“ erzählen (obwohl ich das Zitat ja bewusst dann nicht bringe, sondern nur mein eigenes Zeitmanagement daran ausrichte) …
Ach, Schatzel! Du bist schon genau richtig. 😘