Gestern war ich auf dem Heimweg vom Bahnhof, dabei ließ ich eine Frau rückwärts aus der Einfahrt rausfahren, statt mich auf dem Bürgersteig vorbeizuschieben. Als ich durch Gehör und dann Sicht ein Auto mitbekam, das sie nicht bemerken konnte, gestikulierte ich, sie bemerkte es, stoppte, bedankte sich, fuhr dann raus und freute sich, dass ich sie vorbeigelassen und außerdem auf den Querverkehr hingewiesen hatte. Diverse weitere Leute auf meinem Heimweg grüßte ich. (Moderne?) Dorfidylle.
Nur wenige hundert Meter entfernt war mein Mann gerade am Laufen und auf dem Rückweg kam er an einem Platz vorbei, keine fünfhundert Meter von unserem Zuhause entfernt, wo sich bereits einige Menschen um einen verunglückten weiteren Menschen bemühten, Wiederbelebungsmaßnahmen durchführten. Als ich heimkam, war er gerade unter der Dusche – er hatte nicht weiter etwas tun können, da schon alles getan wurde, und war statt zu starren nach Hause gegangen, da geholfen wurde und der Krankenwagen bereits gerufen war. Als er aus der Dusche kam, merkte ich deutlich, dass es ihm nahe ging, und wusste noch gar nicht, was.
So eng liegen die Dinge zusammen. Ich habe ihn natürlich getröstet, versucht, ihm über die Erfahrung zu helfen, die ihm sehr nahe ging. Freilich, die Ersthelfer, die zuerst da waren und dann tätig wurden, traumatisiert’s dann noch mehr. Aber ich weiß auch nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich akut dazukäme – egal, ob ich helfen würde oder schon alles getan würde. Ich weiß wirklich nicht, wie nahe es mir gehen würde.
So eng liegen die Dinge zusammen, gleichzeitig, nur wenige hundert Meter voneinander entfernt, und man merkt es nicht.
Wie du schon gesagt hast, da kann man nichts tun. Ersthelfer waren ja schon am Werke.
Und bei dir… schön, dass es auch noch Menschen gibt, die solche Hilfe zu würdigen wissen.
Die Begegnung mit dem Leiden und dem Tod ist halt heftig.
Dass mein Mann im Ernstfall im Rahmen seiner Möglichkeiten richtig gehandelt hätte, weiß ich. Dieser Aussage vertraue ich mehr als er – wäre aber umgekehrt genauso. Er hat das voll richtig gemacht.
Mich hat es auch sehr gefreut, wie die Dame am Steuer reagiert hat! 🙂
Freud und Leid liegt immer sehr dicht beieinander.
Man versucht im Regelfall immer sein Bestes… Das sollte eigentlich außer Frage stehen…