Jedes Jahr überraschend?

Heute Abend hat es auch in der Ebene, also auch hier unten am Rhein geschneit. Da ich nach einem schweren Kopfschmerzausfall am Freitag wiederhergestellt war, besuchten wir einen Freund von mir, der nach einer Fuß-OP gerade immobil ist. Auf der Rückfahrt waren wir dann mitten im Schneetreiben, auf den Wiesen lag der Schnee schon länger, auf der Straße wurd’s langsam matschig. Ich habe Winterreifen drauf, aber als mir klar wurde, dass es zunehmend kälter wurde – der Außenthermometer meines Autos fiel von +1°C in Karlsruhe auf 0°C bereits kurz außerhalb der dichten Bebauung. Mit Wasser und zunehmend Matsch auf der Straße, Schnee seitlich der Straße hatte ich die Befürchtung, dass jederzeit der Wasserglanz in Eisglanz übergehen konnte. Freilich, ich HABE Winterreifen drauf. Dennoch wird wahrscheinlich der ein oder andere hinter mir sich beschwert haben und mir unterstellt haben, wegen Sommerbereifung so langsam gefahren zu sein. Tatsächlich bemühte ich mich, insbesondere auf Brücken, in windigen Ecken und in Kurven das Tempolimit nicht auszureizen. Auch dort, wo Hindernisse auf der Straße waren – zum Beispiel in der Ortsdurchfahrt meines Heimatortes – waren mir dann die 50km/h bei Slalom um geparkte Autos ein bisschen viel.

Im Endeffekt wurde ich zweimal überholt, der eine oder andere fuhr dicht auf – auf einem Hof einer Tankstelle jagte zudem einmal ein Transporter mit einer ziemlichen Beschleunigung an die Auffahrt zur Bundesstraße, so dass mir ganz anders wurde – was, wenn es dort nun doch schon rangefroren wäre?

Tja. Ich fahre nicht 30km/h auf der geraden Landstraße ohne Begrenzung, also Tempo 100 erlaubt. Aber ich nehme mir heraus, bei diesem Wetter insbesondere vor Brücken oder in Kurven das Limit nicht voll auszunutzen – sondern durchaus mal an solchen Stellen 70km/h statt der erlaubten 100km/h zu fahren, erst recht, wenn sich das Wasser unter den Reifen durchaus ein wenig viskoser anfühlt als bei wärmeren Temperaturen, also schon irgendwo an der Grenze zwischen Wasser, Matsch und Schnee liegt.

Ich höre oft die Beschwerde der Menschen, die Leute würden dank noch nicht aufgezogener Winterreifen beim ersten Schnee dahinschleichen. Bei plötzlichem Übergang von Wasser zu Schneematsch oder Eis nützt mir aber auch mein Winterreifen nicht viel. Der Bremsweg ist länger. Das heißt, ich fahre etwas langsamer. Nicht 30km/h im 100er-Bereich. Aber eben doch langsamer, um den Bremsweg bei widrigen Bedingungen zumindest im Bereich des Bremswegs bei Nässe zu halten. Wer mich deswegen bezichtigt, Sommerreifen drauf zu haben und deswegen zu schleichen, der möge das tun – oder mich überholen. Mir jedenfalls ist es bei dem Wetter zu heiß, genau so zu fahren, als wäre mit Winterreifen der Grip der nass-matsch-schnee-eisigen Straße identisch mit sommerlich-trockener Straße.

2 Kommentare zu „Jedes Jahr überraschend?

    1. Das ist richtig. Leider. Die Arroganz und Ignoranz bezüglich der Bedingungen, die Rücksichtslosigkeit und der vermeintliche Mehrwert von mit Glück ein paar Sekunden früherem Ankommen, mit Pech einem schweren Unfall scheinen ein immanenter Teil vieler Fahrer und ihres Verhaltens auf der Straße zu sein. Nicht nur bei Schnee.

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