Beim Campus Run im Juli hatte ich mir ja vorgenommen, zwölf Kilometer in unter eine Stunde zu laufen. Auch wenn der Campus Run in der Realität länger als zwölf Kilometer war und ich damals eine durchaus zufriedenstellende Leistung abgeliefert habe, war keine Teilstrecke von 12,0km des Campus Runs durch mich in weniger als einer Stunde bewältigt worden. Eines vorweg: DAS war beim Köhlbrandbrückenlauf 2017 am 03.10. anders!
Aber zum Lauf an sich: Ich bin den Köhlbrandbrückenlauf 2017 ja eigentlich nur mitgelaufen, weil ich am Wochenende vorher ohnehin in Nordhessen auf einem Treffen angemeldet war und ich damit schon die halbe Strecke bis nach Hamburg zurückgelegt hatte, als es dann am 01.10. für mich weiterging. Außerdem habe ich nahe Hamburg eine Freundin, die mir sehr gerne Quartier bot – und mich auch noch mit lieben weiteren Gästen überraschte, als ich dort am Sonntag auftauchte. Im Endeffekt war der Köhlbrandbrückenlauf somit ein … naja, nicht Kollateralschaden, sondern eher Kollateralbenefit.
Am Morgen des Dritten Oktobers stand ich also früh auf und fuhr auf der B73 von Buxtehude nach Hamburg hinein. Dass ich dabei auch noch die A253 in meine Sammlung einverleibte, war ein toller Nebeneffekt. Mein Auto ließ ich am Park+Ride an der S-Bahn-Station Veddel stehen und machte mich zu Fuß auf zum Windhukkai. Über den Veddeler Damm waren schon viele andere Läufer unterwegs, so dass ich die Schilder gar nicht brauchte – und so kam ich am Eventgelände an und durfte feststellen, dass bereits um zehn vor acht einiges los war. Ich holte meine Startunterlagen ab, gab meinen Beutel stilecht in einem Container ab, ging nochmal auf die Toilette und freute mich: Die Toilettensituation beim Köhlbrandbrückenlauf war WEITAUS weniger angespannt als beim Baden-Marathon vor zwei Wochen. Stände gab’s aber ein paar weniger, außerdem war alles unter freiem Himmel. Aber trotz der Ansage von Regen und auch eher wechselhaft aussehendem Himmel hielt das Wetter: Es blieb trocken. Die angeleiteten Aufwärmübungen ließ ich links liegen, das ist nicht so meins, auch wenn sich in deutlich Hamburg-gefärbter Sprache der Anleiter große Mühe gab, das Ganze so sinnvoll wie lässig durchzuziehen. Gleichviel: Mindestens der erste Lauf (Start um 9:00) beim Köhlbrandbrückenlauf war klein, kompakt und toll organisiert. Über den Lauf um 12:00 und den um 15:00 kann ich nichts sagen, da saß ich beim Brunchen bei Freunden nördlich der Elbe, während mein Auto an der S-Bahn in Veddel auf mich wartete.
Die Strecke des Laufs ging zunächst kurz über „Am Windhukkai“, dann über den Veddeler Damm zur Köhlbrandbrücke. Da es noch ein Stück dauerte bis zur Brücke, ging es erst nach etwas mehr als zwei Kilometern so richtig bergan. Ich stand natürlich mal wieder etwas weit hinten, anfangs war ich recht viel am Lücken suchen, um meinem etwas flotteren Tempo Platz zu schaffen, während um mich herum eher langsam gelaufen wurde. Auf der östlichen Rampe der Brücke war ich dann langsam ganz gut eingeordnet, Gegenwind setzte ein, da man langsam über die Höhe der umgebenden Gebäude kam – und so trennte sich die Spreu vom Weizen: die Abstände wurden größer. Die Köhlbrandbrücke ist ja für Schwerlastverkehr konstruiert, da sind mehr als 4% Steigung nicht drin, und somit wurde es auch nicht wirklich richtig giftig im Anstieg, aber der Weg nach oben zwischen die beiden Pylonen ist schon etwas länglich und der Gegenwind tat ein Übriges. Dennoch zeigte mein Tracker auf der Rampe zum ersten Überqueren der Brücke bereits eine durchschnittliche 5:00/km-Zeit, und da war der „Spaziergang“ von recht weit hinten bis zur Startlinie und auch das „Einordnen“ in eine etwas schnellere Fraktion weiter vorne bereits mit eingerechnet. Erst nach Kilometer 4, fast schon bei Kilometer fünf sah ich auf der Gegenfahrbahn den späteren Sieger entgegenkommen. Beim schnellsten Mann, beim zweitschnellsten Mann und bei der schnellsten Frau betätigte sich zumindest in meiner Umgebung der ganze, ein Stück langsamere Tross als Anfeuer-Truppe für die schnellen Läufer, die bereits ein Stück weiter waren. Das gefiel mir sehr gut! Beeindruckend fand ich auch den herrlichen Blick auf den Containerhafen, den man von der Brücke aus hat! Auf dem Hinweg konnte ich das richtig genießen.
Bei nunmehr weniger Wind und nach dem Herunterlaufen der etwas kürzeren westlichen Rampe zeigte meine Uhr 4:58/km im Schnitt an und ich fand mich toll. Natürlich wusste ich, dass ich beim erneuten Anstieg etwas Zeit verlieren würde – aber das war dann gar nicht so viel. Ob’s das Wissen um das bald kommende Ziel war, der Rückenwind oder die insgesamt kürzere Westrampe der Brücke, weiß ich nicht – jedenfalls standen auf dem höchsten Punkt 5:01/km auf der Uhr und ich war so fokussiert, dass ich nur den südlichen Köhlbrand und die Süderelbe ein bisschen anschaute, aber ansonsten schaute, dass ich im Abstieg von der Brücke Zeit gewann. Und das klappte auch – mit den wechselnden Gefällen und dem unterschiedlichen Einteilen der Kraft holte ich einige Läufer ein, von denen ich später wieder überholt wurde – und umgekehrt. Beim Zieleinlauf ließ ich’s nochmal laufen und kam bei einer Bruttozeit von haarscharf über einer Stunde ins Ziel. Eine der Läuferinnen, die mich überholt hatte, bedankte sich ganz lieb für’s „Ziehen“. Die Versorgung mit Getränken war richtig gut, das war alles topp organisiert! Leider hieß es dann: Warten bis zur Siegerehrung, auch wenn ich mit dem Treppchen sicher nichts zu tun haben würde. Dabei fing es dann leider an zu regnen – und ich erlebte auch die einzige lange Schlange auf dem Lauf: Bei der Chip-Rückgabe. Das war aber nicht so schlimm, nur der leichte Niesel nervte dabei. Ich fand auch das nette, eher lässige in der Moderation der Siegerehrung sehr sympathisch.
Am Ende des Tages, als ich auf dem Rasthof Wetterau auf der Heimfahrt einen kurzen Stopp einlegte, nachdem ich noch A255 und A252 auf dem Heimweg gesammelt hatte, checkte ich meine Zeit: 59:22 auf 12,3km mit zweimal der Köhlbrandbrücke als Hindernis auf dem Weg. Da kann man nicht anders sagen: „Projekt 59:59 nachträglich doch noch geschafft!“
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