Seit vielen, vielen Jahren trinke ich Kaffee. Vorbei sind die Zeiten, in denen ich beim ersten Angebot meiner Mutter, mal Kaffee zu probieren, die Brühe zurück in die Tasse spuckte. Damals fand ich Kaffee widerlich – und das geht vielen in meinem Umfeld weiterhin und ihr ganzes Leben so.
Spätestens ab dem Studium allerdings habe ich Kaffee zu schätzen gelernt und trinke gerne Kaffee – nicht nur aus Gewohnheit, sondern oft auch ganz bewusst aus Genuss. Ein gut gemachter Cappuchino, ein würzig-aromatischer Espresso … oder in den Niederlanden ein kultig benamter „Koffie verkeerd“. Zuhause steht eine Siebträger-Maschine mit einer Mühle daneben, damit Kaffee zu machen ist für mich schon ein Ritual. Mit einer guten Bohne, frisch gemahlen … das ist dann schon ein richtiger Luxus.
Allerdings muss man – korrekterweise eher – muss ich aufpassen: Kaffee zu trinken wird schnell zum selbstverständlichen Zwischending, das man nicht mehr bewusst und mit Genuss tut, sondern einfach so, weil halt Kaffee da ist. So habe ich mir – obwohl ich die Bohnenauswahl bei der Bestückung des Geräts nicht ganz so für mich passend finde – recht oft vom Kaffee-Vollautomaten auf der Arbeit einfach eine Tasse Espresso geholt. Nicht, dass die Maschine schlecht wäre, auch die Bohnen sind passabel, aber es ist halt nicht das, was ich haben wollen würde. Dennoch – dauernd stand eine Kaffeetasse vor mir, neben den Früchte- oder Kräutertee-Tassen, die meine Hauptflüssigkeitszufuhr über den Tag bilden.
Nun habe ich den Beschluss gefasst, dass Kaffee für mich künftig Genuss ist. Genuss oder gar nicht. Also habe ich den Kaffeekonsum auf der Arbeit eingestellt – beziehungsweise: Mir ein Limit gesetzt. Zwei Espresso – oder ein doppelter – pro Arbeitstag, nicht mehr. Und auch nur dann, wenn ich es als Genuss empfinde und genau weiß, dass ich das Käffchen nicht „nebenbei“ trinke, während ich was schreibe, programmiere, plane, telefoniere, sondern höchstens eine nette Konversation parallel habe. Achtsamkeit und Kaffee – passt für mich durchaus zusammen. Ein Vorzug ist auch, dass die Koffein-Zufuhr damit sinkt. Damit wird eine mögliche (wahrscheinliche!) Gewöhnung abgebaut und ich werde, wenn ich den Kaffee bewusst des Koffeins wegen trinken sollte, mehr davon spüren. Außerdem habe ich gelesen, dass Koffein zwar aufputscht, aber auch die Durchblutung des Herzmuskels eher negativ beeinflussen kann – also kommt die Reduktion auch dem Ausdauersport entgegen. Dazu kommt die Hoffnung, mit einer kleineren, kontrollierteren und bewussteren Zufuhr an Koffein aus Kaffee, (echtem) Tee und Schokolade, die ja jeweils Genussmittel sind, die Schlafqualität zu verbessern.
Viel Aufhebens um eine kleine Veränderung, deren Dauerhaftigkeit ich noch nicht beschwören würde, nicht wahr?