Mein Mann und ich haben am vergangenen Samstagabend „Ritter aus Leidenschaft“, im Englischen Original „A Knight’s Tale“ angesehen, den historisch lustvoll unkorrekten Tjoster-Film mit Heath Ledger in der Hauptrolle.
Ich liebe das Konzept, seine Sterne neu ordnen zu können – etwas zu tun, aus Leidenschaft und mit Begeisterung, dabei durchaus auch Fehler zu machen, aber eben doch einen Weg zu finden. Als ganz knappe Erklärung, worum es in dem Film geht: Der kleine William Thatcher (als Erwachsener dann gespielt von Heath Ledger) ist begeistert von Rittern, aber als Sohn eines Dachdeckers wird er nie einer sein können. Aber sein Vater hat ein Einsehen, er bringt ihn zur Lehre als Junker zu einem Ritter, der Turniere besucht. Als dieser Ritter stirbt, versucht William statt ihm das Turnier zu Ende zu bringen. Er findet Gefallen daran und schafft sich, begleitet von der Schmiedin Kate (Laura Fraser), seinen Junkern Wat (Alan Tudyk) und Roland (Mark Addy) sowie einer durchaus freien Interpretation von Geoffrey Chaucer (Paul Bettany) als seinem Herold, das Alter Ego „Sir Ulrich von Liechtenstein aus Gelderland“, als der er auf Turnieren Begegnungen mit Prinz Edward (James Purefoy), Graf Adhemar (Rufus Sewelt) und Lady Jocelyn (Shannyn Sossamon) hat, zu einem erfolgreichen Tjoster wird und am Ende, nach Aufdeckung seiner wahren Identität, dann doch noch die Gelegenheit bekommt, seine Sterne neu zu ordnen.
Das historisch sicherlich in Kostümen, Verhalten, Rollenbildern, Lebensstil und ganz besonders der Musik (Queen, Bachman Turner Overdrive … ) sehr frei (auf deutsch: INKORREKT) dargestellte Mittelalter bildet doch eine herrliche Kulisse für die Phantasie, und das macht neben der Geschichte einen wichtigen Teil des Reizes dieses Films aus. Mein Kopf wollte dann noch mehr, und plötzlich fand ich mich in der Situation wieder, dass Figuren und Handlungen ergänzt wurden, in meiner Phantasie, die eine Geschichte im Jahr nach der Handlung des Films erzählen: Von einem Mädchen, das als Junge verkleidet aus ihrer Rolle entflieht und Soldat wird, den Krieg erlebt und zu hassen lernt – und dann in einem etwas anderen Inkognito selbst die Turniere erlebt, die sie als den besseren Weg, einen Konflikt auszutragen, empfindet. Klar, das ist komplett romantisiert, aber in einen lustvoll historisch inkorrekten Film bzw. dessen Setting passt es hinein. Ich würde nicht sagen, dass meine Gedanken es zu einem niedergeschriebenen Fanfic bringen werden, aber gewisse Züge eines werdenden Fanfics tragen sie durchaus.
Manchmal fasziniert es mich, dass ich zu bestimmten Filmen und Settings sofort so etwas im Kopf habe, während es bei anderen Geschichten (die mich teils an sich noch mehr berühren) gar nicht geht – weil diese Geschichten für mich unerweiterbar für sich stehen. Das ist beispielsweise bei der ikonischen Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ der Fall.