In den letzten Monaten ging mir die Häufung von Baustellen, Unfällen und dergleichen auf meiner Pendelstrecke immer mehr auf die Nerven. Die Fahrbahnerneuerung am Leonberger Dreieck war nur die Spitze des Eisbergs, auch wenn sie schon ziemlich mächtig die Fahrzeiten verlängerte. Vielleicht sollte ich lieber von Steh- oder Dahinzuckel-Zeiten sprechen …
Jedenfalls sorgte der Frust über die ganze Herumsteherei auf der Autobahn dafür, dass ich es auf den freien Abschnitten immer mal „laufen ließ“. Mein kleines Auto ist sicher kein Rennwagen und es liegt mir fern, zu drängeln oder zu rasen. Aber auf unbegrenzten Abschnitten bei freier Strecke – da ist es schon verlockend, auch mal zu testen, ob der kleine Aygo 160km/h oder gar 170km/h schafft …
Nun habe ich vor einiger Zeit ein Feature meines Bordcomputers (wieder-)entdeckt: Man kann die Anzeige des abgeschätzten Spritverbrauchs minutenweise als Balkendiagramm auf dem großen Bildschirm in der Mitte anzeigen lassen. Klar, für mich als Freundin von Daten und Statistiken ist das verlockend. Dazu habe ich mir vor Augen geführt, wie viel solche 160-170km/h-Passagen an Zeitgewinn bringen, wenn ich sie mit 100-120km/h lässig auf der mittleren oder gar rechten Spur im Verkehr Mitschwimmen vergleiche. Und so ergab sich in der letzten Woche der die Überschrift stiftende Paradigmen-Wechsel: Statt zwei oder drei Minuten früher daheim anzukommen, machte ich es mir zum Sport, gemütlich und sparsam zu fahren, weder die Höchstgeschwindigkeit noch die Beschleunigung voll auszunutzen – und siehe da: Für im Schnitt fünf Minuten mehr Zeit auf meiner Strecke – das entspricht 10% länger Fahren – waren auch 10% weniger Spritverbrauch drin. Über die absolute Normierung der Anzeige brauchen wir nicht zu sprechen – die kann durchaus geschönt sein. Ich argumentiere allerdings in relativen Einheiten. Und somit komme ich entspannter zuhause an, freue mich über rund 30 Euro weniger Ausgaben für Sprit jeden Monat, wenn ich es so beibehalte und laufe noch seltener als ohnehin schon Gefahr, irgendwo eine Regel zu brechen.
Manchmal erschreckt es mich allerdings auch ein bisschen, wie über den Baustellenfrust und einiges mehr meine Fahr-Prämisse schleichend von „Ich fahre vorsichtig, langsam und entspannt“ zu „hui – so schnell kann man hier selbst mit meinem schwach motorisierten Kleinwagen fahren“ wurde.